Kastenlore mit Antrieb und Sound

im Maßstab 1:13


126 28.07.2022


Da die meisten in meiner Werkstatt gebauten Lokomotiven reine Vitrinen-Modelle sind, lohnt die aufwendige Motorisierung nicht immer. Um dennoch hin und wieder Ausfahrten machen zu können, gibt es eine Lore mit geisterhaftem Antrieb und Sound.


Mission

So einen Geisterwagen hatte ich vor längerer Zeit im Maßstab 1:16 gebaut. Genau dieses Fahrzeug erhielt jetzt einen Umbau auf den Maßstab 1:13. Antriebs- und Steuerungskonzept entsprechen den ursprünglichen Ausführungen (siehe Artikel 104: „Geisterlore mit Antrieb und Sound“). Neu ist die Lore, deren Vorbild aus einem Dolberg-Katalog stammt. Ein Kastenwagen auf einem ovalen Lorenrahmen mit Bremse. Insgesamt wurde die neue Lore sogar kleiner als das ursprüngliche Fahrzeug in 1:16.

Konstruktion

Die Kastenlore besteht aus 36 3D-Druckteilen. Neben einigen wenigen Resin-Teilen wurde PLA als Druckmaterial verwendet.

Lorenrahmen und Räder

Der Lorenrahmen ist einer modifizierte Variante des ovalen Rahmens (siehe Artikel 111: „DIN-Feldbahnlore“). Der Mittelsteg wurde entfernt und stabile Leisten zur Befestigung des Aufbaus hinzugefügt. Die Achslager und Kuppeldorne wurden in Resin gedruckt. Sorgen bezüglich der Festigkeit der Lager sind unbegründet. Vernünftig gehärtet halten diese einiges aus.

Als Räder habe ich 26 mm Radreifen aus Stahl in Verbindung mit gedruckten Radkernen verwendet. Diese PLA-Rundkörper im Lorenrad-Design sitzen an sich schon straff in den Radreifen. Zusätzlich wurde Zwei-Komponenten-Kleber zur Verbindung der unterschiedlichen Materialien verwendet.

Teile des Antriebs: Räder, Achsen, Kugellager und ein Kegelrad.
Teile des Antriebs: Räder, Achsen, Kugellager und ein Kegelrad.

Um die Klebefläche zwischen Radkernen und Achse zu vergrößern, wurden noch dicke Rundkörper verbaut. Diese verringern auch das gelegentlich bei der Montage auftretende „eiern“ der Räder. Der PLA-Kunststoff und die Messing-Achse wurden mit Sekundenkleber verbunden.

Zusätzliche Verstärkungsringe sorgen für mehr Halt und weniger „eiern“.
Zusätzliche Verstärkungsringe sorgen für mehr Halt und weniger „eiern“.

Die 3 mm Messingachsen stecken zusammen mit Kugellagern 6 x 3 x 2,5 mm in den Resin-Achslagern. Da die Achslager zur Lackierung noch mal abgenommen werden mussten, sind diese mit M 1,6 Schrauben am Rahmen befestigt. Die Kraftübertragung zur zweiten Achse erfolgt wie gewohnt über eine SERV-O-LINK Kette und Kettenräder. Meine Restbestände stammen von Herrn Hettler.

Montierter Lorenrahmen mit Antriebsteilen.
Montierter Lorenrahmen mit Antriebsteilen.

Kastenaufbau

Auf dem Lorenrahmen sitzt der Kasten. Ein speziell konstruiertes Formteil trägt den Motor und den Lautsprecher von ESU (Artikel 50323 mit Schallkapsel). Für genügend Masse sind zwei Behälter zum Auffüllen mit Bleikugeln vorgesehen.

Das erste Bild zeigt den mit Bleikugeln vergossenen Behälter, der auch schon Einschmelzbuchsen M2 für die Befestigung der Schaltplatte enthält.

Eine grundlegende Änderung zum vorhergehenden Modell (siehe Artikel 104: „Geisterlore mit Antrieb und Sound“) ist die Spannungsversorgung. Statt fest eingebautem LiPo-Akku und einer Ladebuchse kommt ein Wechselakku zum Einsatz. Typische Vertreter von 1-Zellen LiIo-Akkus (Lithium-Ionen) sind die Typen 18650 und 18500. Sie unterscheiden sich in Baulänge und Kapazität. Für meine Zwecke kommt ein 18500 Akku mit 1500 mAh Kapazität zum Einsatz. Das recht locker für mehr als 10 Stunden Fahrt bei voller Last inkl. Sound. Weiterhin auf der Bedienplatte untergebracht ist der Hauptschalter, die Status-LED des Deltang-Empfängers sowie ein Potentiometer zur Regelung der Lautstärke.

Zum Laden des Akkus wird dieser aus dem Wagen herausgenommen und in ein externes Ladegerät gesteckt. Neben unzähligen fertigen Ladegeräten kann auch ein Eigenbau diese Aufgabe erledigen, beispielsweise auf Basis des TP4056 Chips. In einem anderen Artikel hatte ich den Akkuhalter und die Ladeeinrichtung inkl. Druckvorlagen näher beschrieben (siehe Artikel 123: „microrail - Eine Modellsteuerung“).

Ladebox speziell für den 18500 Akku auf Basis des TP4056-Chips.
Ladebox speziell für den 18500 Akku auf Basis des TP4056-Chips.

Um das Formteil des Kastenaufbaus wurden Platten angebracht, die eine Holzbrettkonstruktion darstellen sollen. Wegen der verschiedenen Farben wurden die Stützbalken erst nach der Lackierung angebracht.

Montage, Lackierung und Alterung

Der Lorenrahmen und die Stützen am Wagenkasten wurden schwarz lackiert, der Wagenkasten selbst in grün. Einige Teile wurde erst nach der Farbgebung aufgeklebt.

Alterungsspuren wurden mit Vallejo-Washes aufgetragen. An diesem Fahrzeug habe ich mal neue Artikel ausprobiert:

  • Wash Vallejo 76.523 European Dust - Dunkler Schmutz
  • Wash Vallejo 76.522 Desert Dust - Heller Schmutz, sandfarben

Gerade der helle Schmutz sieht auf dem dunklen Wagenkasten realistisch aus.

Erste Alterungsspuren am Wagenkasten.
Erste Alterungsspuren am Wagenkasten.

Die Montage der Elektronik verlief ohne Überraschungen, da diese Baugruppe direkt aus dem alten Fahrzeug entnommen wurde. Ein Deltang Rx61 Funkempfänger und ein Benedini TBS Micro V2 Soundbaustein waren hier unterzubringen. Als Motor kommt wieder der bei mir beliebte 2619 von Faulhaber (3V Getriebemotor) zum Einsatz.

Motor und ESU-Lautsprecher wurden in den Wagenkasten geschraubt. Darauf sitzt verschraubt das Schalt-Panel mit dem Akku. Zur Abdeckung des Kastens wurde eine Platte gedruckt und mit Dingen aus der Landschaftskiste verziert und mittels Airbrush behandelt.

Elektronik

Die Elektronik wurde unverändert aus dem Vorgänger (siehe Artikel 104: „Geisterlore mit Antrieb und Sound“) übernommen. Hier zur Vollständigkeit eine Zusammenfassung.

Schaltplan des Geisterwagens.
Schaltplan des Geisterwagens.

Das Herz bildet der Deltang-Funkempfänger Rx61, der Motor und Soundbaustein steuert. Als Stromversorgung dient eine LiIo-Zelle 18500 mit 3,7 V und 1500 mAh. Der Sounddekoder TBS Micro V2 stammt von Benedini. Die Verschaltung und Steuerung des Sounddekoders durch den Deltang-Empfänger habe ich in einem früheren Artikel (siehe Artikel 64: „Loksound am Deltang-Empfänger“) separat beschrieben.

Galerie und Video

Impressionen des fertigen Kastenwagens mit Antrieb.

Fazit

Die Kastenlore wiegt 550 g und hat damit genügend Masse, um Loks und Loren/Hunte über die Gleise schieben zu können. Mit einer Länge von 140 mm und einer Breite von 80 mm ist sie trotz des größeren Maßstabes kleiner als die Vorgänger-Lore.

Im Fazit des letzten Geisterwagen-Artikels (siehe Artikel 104: „Geisterlore mit Antrieb und Sound“) hatte ich bereits 2020 etwas zu den Materialbeschaffungsproblemen geschrieben. Tatsächlich hat sich die Situation nicht grundlegend verbessert, sodass diese Kastenlore wohl ein Einzelstück bleiben dürfte.

  • Die Beschaffungssituation der Deltang-Empfänger ist weiterhin schlecht. Es gibt keine RX6-Bausteine mehr und geeignete Alternativen sind noch nicht zu sehen.
  • Der Faulhaber-Getriebemotor 2619 wird in der 3 V Ausführung nicht mehr angeboten. Hin und wieder sind noch Restbestände bei Händlern zu finden.
  • Auch der Sounddekoder TBS Micro V2 taucht auf der Produktseite von Benedini nicht mehr auf.

Das Thema Radreifen aus Metall mit gedruckten Kunststoff-Radkernen ist in meinem Modellbau sehr speziell. Es können alternativ auch Metallradsätze von Heyn verbaut werden.

Insgesamt ist eine schöne Kastenlore entstanden, die auch ohne Antrieb in einem Zug eine gute Figur macht. Der Sound des Benedini-Moduls passt nicht so richtig zu kleinen Feldbahnloks. Die Vorlage stammt von einer 4-Zylinder Diema-Feldbahnlok DS60. Dennoch ist so ein Geräusch hin und wieder ganz nett. Interessant finde ich das Anlassen und das Ausgehen des Motors im Sound. Allgemein ist Sound nicht meine Welt und dieser Ausflug nur ein einmaliges Unterfangen.

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