Grubenbahn in der Box


82 01.07.2019


Fertiges Diorama noch ohne Box.
Fertiges Diorama noch ohne Box.

2015 entstand ein Feldbahn-Fotodiorama (30 mm Spurweite) in einer APA-Box. Jetzt entstand noch einmal so eine Foto-Box für das Thema Grubenbahn mit 22 mm Spurweite.


Unterseiten


Mission

In meinem Modellbaukeller gibt es ein großes Dilemma. Zur Fotografie meiner gebauten Modelle benutze ich eine Fotobox (siehe Feldbahnbox). In der Box ist ein Stück Feldbahngleis mit 30 mm Spurweite und eine Drehscheibe vor einer angenehmen Kulisse. Jedoch baue ich jetzt in zwei Spurweiten: 30 mm für Feldbahnen und 22 mm für Grubenbahnen (Vorbilder 600 und 500 mm). Die Grubenbahnmodelle kann ich in der Box nicht vernünftig platzieren.

Grubenbahn-Loren in der falschen Fotobox.
Grubenbahn-Loren in der falschen Fotobox.

Bei genauem Hinsehen erkennt man das schmalere Grubenbahngleis auf dem Feldbahngleis. Das ist alles andere als schön. Dazu kommt, dass die Box aus dem Jahre 2015 schon etwas in die Jahre gekommen ist und auch aus Modellbausicht kein Glanzstück ist.

Eine neue Box

Es musste ein neues Fotodiorama mit 22 mm Spurweite her. Neben den Gleisen gab es in der alten Box noch etwas Unangenehmes: Ich baue nicht nur Fahrzeuge auf Schienen, sondern auch andere Artefakte. Diese sollen zum Fotografieren einfach nur auf einer ebenen Fläche stehen. So etwas hatte die Box nicht, Dinge standen deshalb oft auf der Drehscheibe.

Das Thema und die wesentlichen Anforderungen sind schnell formuliert:

  • Fotodiorama in der Box mit Deckel oder Haube als Staubschutz
  • Gleise mit 22 mm Spurweite
  • Landschaftlich soll es ein Grubenbahn-Thema sein, ein Stück Berg sowie einen Stolleneingang (Mundloch)
  • Ein Bereich wird gepflastert, um eine ebene Fläche für die Modellpräsentation zu haben
  • Eine Ecke ist fotogerecht gebaut (Wölbung, keine Kanten)
  • Fast alles soll im Eigenbau entstehen

Die Box

Die Apa-Box von Ikea gefällt mir als Diorama-Einhausung sehr gut. Die Abmessungen betragen 70 cm Länge, 36 cm Tiefe und 29 cm Höhe. Der Deckel ist oben. Ich drehe die Box um 90° und habe nun 29 cm Tiefe und 36 cm Höhe. Der Deckel ist jetzt vorn. Wenn ich mal nicht in die Box schaue, kann sie in meinem IVAR-Regal (30 cm Regaltiefe) verstaut werden. Auch ist sie günstig und robust. Und jetzt kommt die schlechte Nachricht: Sie war günstig. IKEA hat die Produktion eingestellt und sie ist nicht mehr erhältlich. Gerade im Bereich Gn15 gibt es eine richtige Fan-Gemeinde um diese kleine Box. Ich habe noch mal Glück gehabt und bei Ebay-Kleinanzeigen ein Exemplar erstanden. Und die Box war sogar originalverpackt. Da stört es auch nicht, dass sie bereits 20 Jahre originalverpackt auf einem Dachboden lag.

Es geht los

In meinem Modellbauleben gibt es Projekte, die wirklich schnell vorangehen. Es gibt aber auch Dinge, die zäh wie Kleister sind. Dazu zählt bei mir alles, was mit Landschaftsbau zu tun hat. Es liegt da noch so einiges herum, was schon lange gemacht werden wollte. Um etwas in den Fluss zu kommen, besuche ich alle paar Jahre einen Modelllandschaftsgestaltungskurs. So etwas wird ein meiner Region hin und wieder durch die Volkshochschule angeboten. Zu einen kann man dort was lernen und durch den Druck, von Termin zu Termin einen Fortschritt zu erstellen, entsteht bei mir so ein Fluss. Bei solch einem Kurs entstand das kleine Feldbahn-Diorama in H0f (siehe H0f Feldbahn Diorama).

Die Entwürfe

Der allererste Entwurf war eine Skizze mit einer Weiche und zwei Mundlöchern.

Anschließend gab es noch eine Reihe von Entwürfen. Die meisten enthielten jedoch zu viel Material für die kleine Grundfläche.

Am Schluss sieht der Gleisplan-Entwurf etwa so aus:

Bauphase

Der Bau des Dioramas teilte sich in mehrere Bauabschnitte:

  • Grundplatte
  • Mundloch
  • Felsen
  • Schienen und Anderes
  • Pflaster
  • Begrünung
  • Details

Grundplatte

In der Box sitzt eine Platte, auf der das Diorama aufgebaut ist. Es ist eine Siebdruckplatte Birke Multiplex. Bei Sperrholz und Multiplexplatten hatte ich in der Vergangenheit oft mit dem Verziehen zu kämpfen, wenn feuchter wässriger Kleber zum Einschottern oder zum Geländebau verwendet wurde. Deshalb dieses Mal eine Platte mit Wasserschutz - eine Siebdruckplatte Birke Multiplex. 9 mm ist die dünnste verfügbare Stärke. Durch die Beschichtung aus Phenolharz soll keine Feuchtigkeit dringen. Darauf (auf die strukturierte Seite) wurde eine Schicht 2 mm Karton geklebt. Ich nehme gern die finnische Holzpappe von Modulor, die es in Stärken von 0,9 bis 3 mm gibt. Das ist die Basis der weiteren Aufbauten. Als Kleber habe ich einen Montagekleber auf Polymerbasis gewählt, der Materialen mit nichtsaugendem Untergrund verkleben kann.

Mundloch

Das Mundloch entstand im 3D-Druck. Ein passendes Bauteil zu finden, war gar nicht leicht. Auf Thingiverse habe ich schließlich ein Teil gefunden, das noch etwas zu breit und zu flach war. Die Skalierungsfunktion der Slicer-Software hatte ich dieses Mal lieber nicht benutzt, da in der Vergangenheit skalierte Ausdrucke unschön verzerrt waren.

3D-Bauteil im Pruser-Slizer
3D-Bauteil im Pruser-Slizer

Also habe ich zwei Tore gedruckt, diese zerschnitten und zu einem neuen Teil zusammengesetzt. Mit ein wenig Spachtel und Farbe sind die Schnitte nach dem Einbau nicht mehr zu sehen.

Felsen

Ein großer Teil des Dioramas besteht aus Felsen. Dort eingearbeitet befindet sich auch der Stolleneingang (Mundloch) für die Grubenbahn. Leider hat das Diorama wenig Platz in der Tiefe. Meine erste Überlegung für den Felsen war Styrodur. Das ist ein wunderbareres Material im Modellbau. Styrodur ist ein Name für geschäumtes Polystyrol. Ich hatte bereits einige Stücken zugeschnitten und mich dann doch anders entschieden. Das Herausarbeiten eines Bergmassivs aus so einem Styrodur-Block schien mir nicht geeignet. Stattdessen gibt es wieder eine Spanten/Fliegengitter-Konstruktion mit Gips.

An einem Wochenende entstand die Rahmenkonstruktion. Das Mundloch war hier bereits lackiert und fest eingebaut.

Dann wurde die Konstruktion mit „Fliegengitter“ überzogen. Das metallische Drahtgeflecht wurde mit Heißkleber um Untergrund befestigt.

Felsengerüst mit Drahtgitter überzogen.
Felsengerüst mit Drahtgitter überzogen.

Jetzt wurde es richtig dreckig: Gips kam auf den Draht. Für die erste Schicht habe ich mal Gipsbinden für den Modellbau ausprobiert. Das Material gefällt mir sehr gut. Anschließend kam weiterer Gips dazu.

Im oberen Bild steht der Berg noch lose auf der Grundplatte. Im nächsten Schritt kam die Hochzeit und beide Teile wurden verschraubt. Der Felsen am unteren Teil wurde noch ein wenig „angeböscht“. Der Lehrer war sehr streng, sodass ich das Gipsen mehrmals durchführen musste.

Schienen und Anderes

In Vorbereitung auf den Bau habe ich einige Dinge probiert. Als Gleise nehme ich die Stückgleise aus dem 3D-Drucker (siehe Stückgleise). Dazu kommen die ersten gedruckten Weichen. Die Drehscheibe der ersten Box (siehe Feldbahnbox) hat mir auch gut gefallen, da so ein Modell für die optimale Foto-Position auch mal gedreht werden muss. Während die Drehscheibe in der ersten Box eine CD-Konstruktion mit Holz war, habe ich jetzt ein 3D-Modell entworfen und gedruckt. Anregungen dazu habe ich im Dolberg-Katalog von 1940 (Reprint von 2003) erhalten.

Feldbahn-Drehscheibe als 3D-Modell in Fusion 360.
Feldbahn-Drehscheibe als 3D-Modell in Fusion 360.

Downloads

Als die Drehscheibe dann fertig war, habe ich keinen passenden Ort zum Einbau gefunden. Das Motiv ist einfach zu klein. Sehr schade…

Die kleine Fläche des Dioramas benötigt nur wenig Gleismaterial. Eine Weiche, 4 gerade und 3 gebogene Stückgleise wurden verbaut. Alle Gleise haben eine Spurweite von 22 mm (Vorbild 500 mm) und entstanden im 3D-Druck. Die Stückgleise habe ich in Stückgleise vorgestellt.

Zur verbauten Weiche habe ich eine Unterseite angelegt:

Pflastersteine

Der Teil des Dioramas vor dem Stolleneingang erhielt ein Pflaster.
Der rein praktische Grund besteht darin, dass das Diorama als Fotohintergrund dienen soll. Dazu benötige ich einen ebenen Boden, auf dem die Modellbau-Objekte abgestellt werden können. Der Sandboden der anderen Apabox (siehe Feldbahnbox) ist dafür nicht gut geeignet.

Auch im Vorbild gibt es das: In der Grube Schortetal (siehe Schaubergwerk Langewiesen) gibt es einen gepflasterten Bereich vor dem Mundloch:

Gepflasterter Vorplatz vor dem Mundloch in der Grube Schortetal in Langenwiesen.
Gepflasterter Vorplatz vor dem Mundloch in der Grube Schortetal in Langenwiesen.

Im Modell musste ich mit den Steinen erst ein wenig experimentieren. Zuerst versuchte ich quadratische Steine mit den Abmessungen 10 x 10 mm, die ich auf Thingiverse gefunden hatte.

Letztendlich habe ich mich für die klassische rechteckige Form (wie auch auf der Gneetzapplbahn ) entschieden. Auf der Seite von Dirk Becker oder auch im Buntbahnforum sind einige Detailbilder dargestellt.

Klar kann man 1000 Steine kaufen und verlegen. Aber das wollte ich irgendwie nicht, sondern alle Steine wurden gedruckt und lackiert.

Zwei Steinformen entstanden:

Die Höhe der Steine sollte bis zur Oberkante des Gleisprofils reichen. Das Gleis hat eine Höhe von 4,5 mm (3 mm Gleisprofil + 1,5 mm Schwelle). Die Pflastersteine wollte ich nicht so hoch drucken. Stattdessen habe ich eine Höhe von 3 mm gewählt. Die Steine wurden durch eine Lage 2 mm Karton unterfüttert. Dieses ist auch beim Muster zu sehen.

Alle Steine wurden vor der Montage mittels Airbrush grundiert und mit hellem Grau lackiert. Ich hatte den Bedarf an Steinen etwas unterschätzt. Viele Druckjobs und zwei Lackiervorgänge waren notwendig.

Die Pflastersteine aus Kunststoff (hier wieder PETG) wurden mit Ponal auf die Pappe geklebt. Die Ritzen zwischen den Steinen verfüllte ich mit feinem Sand, bei der Fixierung half stark verdünnter Weißleim und eine Pipette.

Grünes und Braunes

Nachdem Felsen, Gleise und Pflaster verlegt waren, folgte der Rest. Der Sandboden entstand aus einer Sandmischung von Busch, die ich auch schon beim 0f-Diorama verwendet habe. Einige Teile am Felsen oben und am Boden wurden mit Grasfasern begrünt.

Den Sand habe ich aufgetragen und mit dem Pinsel verteilt. Dann kam dünnflüssiger Holzleim und eine Pipette zum Einsatz. Als Flussmittel diente ein Tropfen Spüli.

Ab in die Box

Die Grundplatte wurde so bemessen, dass sie in die Apa-Box hineinpasst. Sie sitzt stramm in der Box, sodass keine weiteren Verbindungen notwendig waren.

Die Holzplatten der Box wurden innen blau mit Wolken angemalt.

Von außen blieb die Box im ursprünglichen Design. Die Box hat einen Deckel vorn. Dieser ist funktionstüchtig und schützt das Diorama vor Staub.

Galerie

Zum Abschluss Bilder des ersten Einsatzes als Fotobox.

Fotobox im Einsatz

Fazit

Die Apa-Box ist ein netter Modellbau-Rahmen und ideal für Dioramen in größeren Maßstäben. Bei diesem Projekt habe ich nach längerer Zeit mal wieder ein Stück Landschaft gestaltet und mir gefällt das Ergebnis. Die Box wird sicher in folgenden Artikeln als Kulisse zu sehen sein.

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