0f Feldbahndiesel


20 15.05.2011



Bisher habe ich nur Loren aus Bausätzen oder nach eigenen Vorstellungen gebaut. Die Krönung meines Modellbaus soll nun die Fertigung einer Lok sein. Als Basis dient ein geeignetes Fahrwerk mit Faulhabermotor von SB-Modellbau mit 25 mm Achsabstand. Das entspricht etwas der LKM Ns2. Dazu kommen noch ein paar Kleinteile aus Messingguss von Jürgen Wedekind und Écore. Die Aufbauten sollen aus Messingblech entstehen. Das Modell hat eigentlich kein konkretes Vorbild. Die Abmessungen wurden weitestgehend von der LKM Ns2 übernommen.


Wie alles begann

Das Angebot an käuflichen Fahrzeugen im Maßstab 1:45 ist äußerst spärlich. Außer einigen Kleinserienmodellen, deren Verfügbarkeit nicht immer gegeben ist, gibt der Markt nichts her. Überhaupt scheint die Zeit der Modellbahn-Feldbahnerei vorüber zu sein. Die schönen Modelle von Max Heigl, Holger Jeworowski und Jürgen Wedekind gibt es nicht mehr. Einige edle Handarbeitsmodelle werden von Präzisionsmodelle Heinrichund Ècore mit langen Lieferzeiten gefertigt.

Angeregt durch andere Modellbahner wollte ich ein Feldbahnmodell selbst bauen. Der für mich erste spannende Punkt war die Beschaffung eines geeigneten Fahrwerks. Es gibt schon einige Hersteller, die Fahrwerke für nachträgliche Motorisierungen in der Spurweite 12 mm anbieten. Im Maßstab 1:87 entspricht das H0m (Meter-Schmalspur). Auch die im Maßstab 1:87 höheren Geschwindigkeiten relativieren sich bei der Umrechnung auf 1:45. Ich wollte unbedingt ein Fahrwerk mit Faulhaber-Motorisierung verwenden. Von der Firma SB-Modellbau erwarb ich eine spezielle Anfertigung.

Das Fahrwerk hat eine Spurweite von 12 Millimetern (H0m oder 0f) und einen Achsabstand von 25 Millimetern. Das entspricht etwa der Ns2 von Herrn Heinrich. Die Stromaufnahme erfolgt von allen 4 Rädern. Eine Pendelachse bzw. Dreipunktlagerung für die bessere Strom-Stromaufnahme gibt es hier leider nicht. Die Endgeschwindigkeit des Fahrwerks ist zu hoch, ein geregelter Lokdekoder, der die Höchstgeschwindigkeit begrenzen kann, ist unverzichtbar. Das Gewicht des Fahrwerks liegt bei 40 Gramm, es wird ein Maxon Glockenankermotor mit Schwungmasse und einer Leistung von 0,75 Watt eingesetzt.

Nach der Begutachtung des Fahrwerks begannen die konkreten Planungen. Das war im Frühjahr 2008. Rahmen und Aufbau sollten komplett aus Messing mit einigen Zurüstteilen entstehen.

Planungen

Nach Auswahl des Fahrwerks suchte ich nach geeigneten Zurüstteilen aus Messing oder Weißmetall. Jürgen Wedekind lieferte Achslager (Jung-Diesel), seitliche Motorklappen, Frontgitter, Scheinwerfer und den Auspuff. Herr Panier lieferte aus der Ècore-Serie die beiden Puffer. Alle Teile sind aus Messingguss und fein detailliert.

Das Modell sollte kein konkretes Vorbild haben, nur Proportionen sollten stimmen. Als Vorlage für die Maße nahm ich die Ns2 (als Modell von Heinrich). Mit deren Proportionen habe ich verschiedene Entwürfe angefertigt. Wegen der einfacheren Fertigung sollte es anfangs ein offenes Modell werden.

Die Konstruktion des Modells erfolgte auf Millimeterpapier. Die Skizzen zeigen verschiedene Entwürfe in Proportion zu den verwendeten Zurüstteilen. Die letzte Skizze zeigt den finalen Entwurf – so sollte das Modell aussehen.

Rahmenbau

Der Aufbau des Rahmens erfolgt aus 1 Millimeter starkem Messingblech. Die insgesamt fünf Teile sägte ich mit der Proxxon-Kreissäge und Metallsägeblatt. Bei dieser Materialstärke kommt die Säge allerdings an ihre Grenzen. Das war schon eine mühevolle Arbeit.

Den Ausschnitt in der Grundplatte wollte ich mit der Laubsäge anbringen. Aufgrund der Materialstärke war das jedoch aussichtslos.

Hier half nur eine andere Methode: Löcher wurden in kurzen Abständen gebohrt dann erst kam die Laubsäge zum Einsatz. Zurück blieb jede Menge Grat, den ich langwierig mit einer Feile entfernte. Leider hatte ich zu dieser Zeit keine Fräse. Das Feilen der Kanten führte zu starken Ungenauigkeiten, gut dass hier nicht jeder hinschauen kann.

Die Öffnung in der Grundplatte ist gerade so groß, dass der Motor des Fahrwerks hindurch passt. An den Enden der Platte befindet sich jeweils eine Bohrung. Mit Schrauben und Abstandshaltern wird hier das Fahrwerk befestigt.

Die Einbauhöhe ergibt sich aus den verwenden Achslagern. Diese bestimmen die Höhe des Rahmens. Als Abstandshalter für die Höhenjustierung des Fahrwerks wurden kleine Messing U-Profile verwendet, die mittig durchbohrt wurden.

Im nächsten Schritt wurden die Teile des Rahmens zu einer Einheit verlötet.

Das Löten klappte mit der Flamme und viel Flussmittel gut. Die ausreichende Erwärmung des dicken Bleches benötigt ausreichend Hitze. Da muss man schon aufpassen, dass die bereits verbundenen Teile nicht wieder abfallen. Das letzte Bild der Serie zeigt die Probemontage des Fahrwerks und der Abstandshalter, alles sieht perfekt aus.

Die Radlager mit den Federpaketen wurden mit Lötpaste, Flussmittel und Flamme angebracht. Die Lokpuffer dagegen wurden mit Zwei-Komponenten-Kleber befestigt, da ich dem Fahrwerk keine große Hitze zumuten wollte.

 

Zum Abschluss dieser Bauphase wurde der Rahmen mit Sand gestrahlt und grundiert. Das Sandstrahlen entfernt überschüssiges Zinn und raut die Oberfläche fürs Lackieren auf.

Nach Fertigstellung des Rahmens lag das Projekt etwa zwei Jahre in der Vitrine, bis dann im Herbst 2010 erlösende Ideen für den Aufbau entstanden.

Der Aufbau

Nach dem Aufbau des Rahmens wollte ich den Aufbau aus Messingblech anfertigen. Dazu verwendete ich 0,3 Millimeter Messingblech. Das dünne Blech war wohl doch zu dünn, da sich die Ecken beim Zuschnitt mit der Proxxon-Kreissäge verzogen. Dann versuchte ich ein etwas dickeres Blech mit 0,5 Millimetern.

Das mit dem Messingblech ist ja gar nicht so einfach. Das dünne Blech lässt sich ohne Verziehen kaum mit Säge und Feile bearbeiten. Exakte Biegungen sind mir nicht gelungen. Später wollte ich den Aufbau ohne Biegen aus einzeln verlöteten Messingteilen herstellen. Hier fielen die bereits verlöteten Teile beim erneuten Erhitzen immer wieder auseinander. Schließlich habe ich die Idee mit dem Messingblech begraben, und so ruhte das Projekt weiter.

Nach einiger Zeit habe ich andere Baumaterialien früherer Jahre wiederentdeckt. Schon vor Jahren baute ich kleine Gehäuse aus Leiterplattenmaterial, dessen Seiten sich einfach verlötet lassen. Das 1,5 mm starke kupferkaschierte Basismaterial lässt sich einfach zuschneiden, bearbeiten und verlöten. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht viel Erfahrung mit Kunststoffen, sonst wären diese eine gute Wahl gewesen.

Das einseitig beschichtete Material wurde mit der Kreissäge zugeschnitten, die Öffnungen entstanden mit der Laubsäge. Im Frontbereich ist ein Messingrahmen eingelötet, der später das Gitter trägt. Die Einzelteile wurden verlötet und geschliffen. In den Seiten sind Aussparungen für die Messing-Abdeckungen eingearbeitet. So richtig gefallen hat mir der Vorbau nicht, ich empfand ihn als zu breit. Die Fahrer-Kabine wollte ich auch in Messing anfertigen, was jedoch misslang. Nach nur einem Versuch stand fest, dass Pertinax auch hier der geeignete Baustoff war.

An dieser Stelle stand fest, dass die Lok einen geschlossenen Aufbau erhalten wird. Die Türen sind geschlossen und der Einstieg wird durch Griffstangen aus 0,8 mm Rundmessing angedeutet. Im Inneren der Kabine ist etwas Freiraum für die beweglichen Teile des Fahrwerks. Eine separate Abdeckung habe ich nicht vorgesehen. Die Kabine hat keine Scheiben.

Die Motorabdeckungen aus Messingguss und das vordere Lüftungsgitter wurden eingeklebt.

Je ein Scheinwerfer vorn und hinten und der Auspuff wurden ebenfalls mit Klebstoff befestigt. Das Modell nährte sich seiner Fertigstellung. In der Farbkabine erhielt das Modell eine Grundierung mit wasserlöslichen Acrylfarben von Revell.

Eine für mich lange ungeklärte Frage war die Befestigung aller Teile zu einer Einheit. Schließlich habe ich vorn und hinten je eine Augenschraube M 1,6 an den Aufbau angelötet. Während der Lackierarbeiten ist die Schraube natürlich abgeklebt. Der Aufbau wird später auf den Rahmen gesetzt, wobei die Schrauben bis unter das Fahrwerk reichen. Dort sorgen Muttern für ausreichenden Halt.

Lackierung und Alterung

Nach der Entfettung in Seifenlauge erhielt das Modell eine Grundierung mit Revell-Aqua-farben. Die bereits vor Jahren am Rahmen aufgebrachte Weinert-Grundierung wurde zuvor mit einer Messing-Bürste entfernt.

Die Lackierung des Modells erfolgte in mehreren Farben: Für den Rahmen habe ich Revell Aqua 36 Kaminrot Matt verwendet. Das entspricht RAL 3002 und ist von der meist verwendeten Farbe RAL 3003 nicht so weit entfernt. Leider sind bei Revell nicht alle RAL-Töne verfügbar. Den Aufbau habe ich in RAL 6028 Revell Aqua 48 Seegrün matt lackiert. Auch das war wieder ein Kompromiss. Jung-Loks wurden oft in RAL 6003 und Diema-Loks in RAL 6005 lackiert. Die Anbauteile wurden mit dem Pinsel schwarz Revell Aqua 08 Schwarz matt gestrichen.

Rahmen, Aufbau sowie Puffer wurden mit der Airbrush-Pistole lackiert Für die anderen Teile kam ein feiner Pinsel zum Einsatz.

Nach der Lackierung fallen unsaubere Arbeiten am Aufbau sofort auf. An vielen Stellen hätte ich mit Füllspachtel arbeiten sollen. Die noch folgende Alterung kaschiert einige dieser Schönheitsfehler dezent.

Das Altern des frisch lackierten Modells ist mir schon schwer gefallen. Die erste Stufe der Alterung bestand aus dem Auftrag stark verdünnter schwarzer Farbe Revell 08 Schwarz matt mit der Airbrush-Pistole. Der Auftrag ist wirklich dünn und an einigen Stellen z.B. Achslager oder Auspuffnähe stärker betont. Gerade an den Achslagern wären dunkle Ölfarben nett gewesen, waren jedoch leider nicht da.

Nach einer kurzen Trockenpause habe ich einige Stellen am Aufbau mit Rostfarbe Revell Aqua 83 Rost behandelt. Abschließend bekam das Modell eine Behandlung mit verschiedenen Puderfarben von ASOA, die mit mattem Klarlack Revell Aqua 02 Farblos matt fixiert wurden.

Zur Endmontage wurden die Teile zusammengesteckt und verschraubt.

Das fertige Modell hat ein Gewicht von 108 Gramm. Zusätzliche Beschwerungen können mit Bleikugeln angebracht werden. Platz für einen Digitaldekoder ist in jedem Fall, der Einbau eines Lautsprechers für ein Soundmodul könnte schwierig werden. Neben den 25 mm Achsabstand hat das Modell eine Länge von 65 und eine Breite von 34 Millimetern.

Fazit

Der Fahrzeugbau war ein lang dauerndes Unterfangen. Es gab interessante Zurüstteile in sehr guter Qualität, die einen Lokbau lohnenswert machen. Auch die Beschaffung eines geeigneten Fahrwerks gestaltete sich einfacher wie gedacht. Nicht so zufrieden war ich mit den eingesetzten Werkstoffen. Ich habe einfach nicht die richtigen Werkzeuge zum genauen Aufbau eines derartigen Modells. Eine Fräse und ein fein einstellbarer Kreuztisch hätten zur Grundausstattung gehört. Beim nächsten Versuch würde ich Kunststoffe verwenden.

Insgesamt ist mit die Baugröße zu klein, sodass ich künftig eher im Maßstab 1:22,5 arbeiten möchte.

Anlagen und Verweise

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In diesem Artikel wurden nicht alle Bilder dargestellt. Den kompletten Bildersatz habe ich auf Flickr abgelegt.

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