Strüver Schienenkuli von Regner


34 08.01.2015


Seit langer Zeit steht ein Strüver Schienenkuli von Regner in meiner Vitrine. Lange hat es gedauert, bis endlich ein Lokdekoder das hübsche Modell auf digitalen Trab bringt. Das nahm ich gleich zum Anlass einer genaueren Modellbegutachtung.


Unterseiten


Als das Modell 2010 (oder war es schon früher?) im Regner-Katalog stand, war es gleich die große Liebe. So ein Modell wollte ich unbedingt haben. Warum eigentlich? Endlich mal ein kleineres Modell gegenüber den sonst eher größeren und schwereren Fahrzeuge wie der Henschel DG39 oder der Decauville. Dazu statt des sonst verwendeten Motorblocks
mit Bühler-Motor ein Antrieb mittels Faulhaber-Getriebemotor. Und das Modell hat noch einen zweiten Motor, der die Schwungscheibe separat antreiben kann.

Aufgefallen sind mir die unzähligen kleinen Schrauben und Muttern, mit denen die Einzelteile zusammengesetzt sind. Ist das etwa alles Handarbeit? Der Rahmen hat die Größe des Standard-Lorenrahmens, besteht jedoch vollständig aus Metall. Auf dem Rahmen sitzt eine Sperrholzplatte, die weitere Aufbauten trägt.

Von unten sieht das Modell recht aufgeräumt aus. Der Antrieb erfolgt über eine Kette auf die vordere Achse, die wiederum über eine Kette die zweite Achse antreibt. Somit erfolgt die Kraftübertragung auf beide Achsen. Die Stromaufnahme erfolgt über alle 4 Räder. Leider sind die Achsen starr verbaut, sodass kleinste Unebenheiten auf der Strecke sofort bemerkbar werden. Netterweise besitzt das Modell eine 21MTC Schnittstelle, mit der die Digitalisierung problemlos möglich ist.

Soweit ich mich erinnern kann – leider ist das Modell im aktuellen Katalog 2014 nicht mehr enthalten – konnte das Modell optional mit einem ESU Sounddekoder bestellt werden.

Ich habe nun lange überlegt, wie ich das Modell digitalisieren soll. Sound wäre schon nett. Wichtiger erscheint mit jedoch ein Puffer, der kurze Stromunterbrechungen kompensieren kann. Für ESU-Dekoder gibt es so einen digitalen Energiespeicher unter der Bezeichnung Powerpack. Dieser Energiespeicher benötigt aber auch Platz. Der gleichzeitige Einbau eines Powerpacks und des Lautsprechers erschien mir nicht machbar. Dazu kam noch, dass der Platz höchstens für den mitgelieferten kleinen Lautsprecher reicht und dessen Akustik für meine Ohren nicht so toll klingt.

Also habe ich mich gegen den Sound und für die Betriebssicherheit entschieden. Zum Einsatz kamen:

  • ESU Lokpilot V4.0 Dekoder mit 21-pol. MTC-Schnittstelle (Artikel ESU 54614) und
  • ESU Powerpack Energiespeicher (Artikel ESU 54670)

Der Energiespeicher ist mehr als ein reiner Kondensator. Es ist eine kleine Platine mit einer elektronischen Schaltung. Energiespeicher und Lokdekoder werden über 3 Kabel miteinander verbunden.

Zuerst dachte ich, dass der Energiespeicher über den Schnittstellensstecker angeschlossen werden kann. Wozu sonst hat wohl die Schnittstelle 21 Anschlüsse? Leider funktioniert das so nicht, sondern die dünnen Litzen des ESU Powerpack müssen direkt an den Dekoder gelötet werden. Das funktioniert mit allen Lokpiloten in der Version 4 und mit den Loksound-Dekodern der Serie 4.

Für das Löten habe ich eine superfeine Lötnadel und eine riesige Lupenbrille benutzt. Schade, dass es für diese Bauteil-Kombination keine fertige Lösung gibt.

Also Kabel angelötet, Dekoder aufgesteckt und ein erster Fahrversuch am ESU-Lokprogrammer. Komisch, die Schwungscheibe drehte sich nur zusammen mit dem Fahrmotor, so wie auch im Analogbetrieb. Die Beschaltung erfolgte also nicht über die kleine Hilfsplatine, die auf der 21MTC-Schnittstelle saß und durch den Lokdekoder ersetzt wurde.

Das Übel steckte in der im Bild ersichtlichen Kabelverbindung. Hier saß noch ein Verbindungsstück drin, dass den AUX-Ausgang des Dekoders ignorierte und beide Motoren parallel schaltete. Ich habe das Stück entfernt und und die Steckverbindung dann wieder zusammengesetzt. Und nun war der gewünschte Effekt da. Der Lokpilot steckt auf der 21MTC-Schnittstelle und muss nicht weiter befestigt werden. Das Powerpack habe ich mit einem Stück doppelseitigem Klebeband fixiert.

Das war eigentlich auch schon alles. In der Dekoderprogrammierung (mit ESU-Lokprogrammer) wird der AUX-Ausgang als dimmbares Licht konfiguriert. Der Parameter Helligkeit bestimmt die Drehzahl. Diese ist natürlich auch bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten immer gleich. Und die Drehrichtung ist auch immer gleich, auch wenn das Fahrzeug rückwärts fährt - Eine wirklich nette Idee.

Ich habe die Helligkeit absichtlich abgeregelt, da der Getriebemotor sonst richtig Lärm macht.

Die Parameter für die Motorregelung habe ich in Form eines fertigen Profils für Faulhabermotoren ausgewählt. Mehr verstehe ich im Augenblick noch nicht.

Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ist auch mit den Standardeinstellungen recht vorbildgerecht. Die Untersetzung des Getriebemotors ist gut gewählt. Ich habe die Höchstgeschwindigkeit noch etwas gekürzt und erhalte nun eine Modellgeschwindigkeit von 9 Km/h bei höchster Fahrstufe. Bei mittlerer Fahrstufe sind es noch 5 Km/h. Die Form der Geschwindigkeitskennlinie ist in diesen niedrigen Bereichen egal.

Gemessen habe ich die Geschwindigkeit auf meiner Teststrecke (1 Runde = 332 cm) mit der Stoppuhr. Der Schienenkuli benötigte 30 Sekunden für eine Runde.

Interessant finde ich die Einstellungen für das ESU-Powerpack:

Die Zeit der zu überbrückenden Stromunterbrechung kann als Parameter eingestellt werden. Wer mit stromlosen Halteabschnitten fährt, könnte einen niedrigen Wert gebrauchen. Sonst können die Werte eher höher sein. Aber Vorsicht: Ein Nothalt (Stop-Befehl im Digitalsystem) wirkt auch wie eine Stromunterbrechung und das Fahrzeug fährt noch einige Zentimeter weiter.

Der Strüver-Schienenkuli von Regner besteht weitestgehend aus Metall. Das Gewicht des Fahrzeugs liegt bei 360 Gramm. Dazu passend gibt es einen Lokführer, der auch noch einmal 110 g auf die Waage bringt. Das ergibt ein stattliches Gesamtgewicht von 470 g. Unangenehm ist jedoch, dass der schwere Herr hinter der zweiten Achse sitzt und das Fahrzeug damit etwas zum Kippen neigt. Auch ist die Stromaufnahme mit Fahrer nicht mehr so gut, da die vordere Achse jetzt nicht mehr so stark durch das Gewicht des Fahrzeugs auf das Gleis gedrückt wird. Es fehlt noch etwas Ballast im vorderen Fahrzeugteil. Mal sehen, vielleicht tausche ich auch den Fahrer aus.

Von den Probefahrten auf meiner Teststrecke habe ich ein Video aufgenommen:

Zum Abschluss des Beitrags einige Bilder des fertigen Modells als Galerie. Auf der Unterseite habe ich paarweise Vergleichsbilder des Modells mit dem Vorbild abgelegt.

Regner´s Strüver Schienenkuli
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