Modul 1: Weichenbau


53 16.02.2016


Modul 1 enthält eine Weiche. Weil es meine erste Selbstbauweiche ist, erhält dieses Thema ein eigenen Artikel.


Über den Gleisbau im Maßstab 1:22,5 habe ich bereits in mehreren Artikeln berichtet. Jetzt fehlt noch die Königsdisziplin - der Weichenbau. Nach einigen gebauten Weichenmustern habe ich für folgende Bauart entschieden:

  • Die Weiche wird separat montiert und später als fertige Baugruppe in die Anlage integriert.
  • Die Weiche wird auf Schwellen aus Leiterplattenmaterial gelötet. Das imitiert Stahlschwellen und vereinfacht für mich die Montage. Auf der Anlage ergibt sich damit eine Mischbauweise von Holz- und Stahlschwellen. Das war in der Praxis gar nicht unüblich, da in Bauabschnitte oft fertige Weichen eingesetzt wurden, die auf Dach- oder Rillenschwellen montiert waren.

Vorbereitungen

Zur Konstruktion der Weiche habe ich Software AWA-Weiche verwendet. Früher handelte es sich um kommerzielle Software, mittlerweile ist sie kostenlos erhältlich (siehe dieser Link). In die Programmoberfläche habe ich einige Parameter eingegeben:

  • Spurweite 30 mm
  • Radius 280 mm

Mit dieser Software können vorbildgetreue Weichen für Regelspuren konstruiert werden. Auf den Feldbahnen wurden Weichen jedoch viel einfacher ausgeführt. Dennoch macht die Software natürlich nichts falsch. Wichtig ist, dass die Software eine Maßzeichnung mit einer brauchbaren Geometrie liefert. Es ist nicht schlimm, wenn die Schwellen oder andere Details später doch anders gesetzt werden, als die Zeichnung vorgibt.

Weichenbau

Der Ausdruck im Maßstab 1:1 ergibt eine Schablone, mit der Schwellen zugeschnitten werden können. Diese Schablone habe ich auf ein Montagebrett geklebt, auf dem die Weiche aufgebaut wurde.

Dieses Montagebrett habe ich anschließend zugeschnitten und probeweise auf das Modul gelegt. Von der Weiche abgehend liegen 5 mm hohe Holzschwellen. Die imitierten Dachschwellen sind 1.5 mm hoch. Der Höhenunterschied wird durch das 3 mm starke Montagebrett aus Lindenholz ausgeglichen.

Im nächsten Schritt habe ich die Herzstückspitze gelötet. Dazu habe ich die Schablone noch einmal verwendet und die angeschliffenen Gleisprofile fixiert. Der genaue Winkel ergab sich durch die Schablone.

Die bereits zugeschnittenen Schwellen aus kupferbeschichteten Leiterplattenmaterial klebte ich mit Alleskleber auf das Montagebrett. Damit war der Weichenunterbau fertig. Die Doppelschwelle im Bereich des Herzstücks ist für Feldbahnweichen vielleicht untypisch, vereinfachte jedoch die Montage, weil die Lötfläche größer war.

Das wichtigste Thema beim Weichenbau ist für mich zuverlässige Zungengelenke. Die einfachste Variante ist die Verbindung der Weichenzungen mit dem Rest durch Schienenverbinder. Das halte ich jedoch nicht für praxistauglich, drehbare Befestigung ist viel stabiler. Dazu habe ich Zungenprofil bearbeitet und mit einer Bohrung versehen. Eine winzige Holzschraube befestigt das Profil durch die Schwelle im Montagebrett.

Die anderen Gleisprofile (Peco Code 143) habe ich zugeschnitten und teilweise
vorgebogen (siehe Gleisbiegemaschine).

Die Montage der Gleisprofile lief mit den Spurlehren problemlos ab. Mit einem 60 Watt Lötkolben ließen sich die PECO-Profile auf die Schwellen auflöten.

Dann folgte das Thema Isolierung, weil auf meinen Modulen auch Fahrzeuge mit Schienenstrom fahren. Die Schwellen habe ich mit einem Trennschleifer elektrisch getrennt. Die drehbar gelagerten Zungenprofile erhielten eine stabile Spannungsversorgung mit angelöteten Kabeln. Der Steg zwischen den Zungen besteht aus Gfk, das elektrisch nichtleitend ist. Angenehm bei der separaten Montage war, dass die elektrischen Trennungen vor der Integration in die Anlage geprüft werden konnten.

Nach diesen Arbeitsschritten war die Weiche erst einmal fertig. Das Montagebrett bekam eine dunkle Färbung und Schwellen sowie Profile einen rostbraunen Anstrich von Model-Master. Die Oberseiten der Profile habe ich von der Farbe befreit.

In meinem Aufbau gibt es keinen Weichenstellhebel. Der fehlt natürlich zu einer richtigen Weiche. Bislang habe ich noch keine Lösung gefunden, sodass diese Weiche einfach keinen Stellhebel hat. Bei einer der nächsten Weichen werde ich selbst gebaute Weichenstellhebel versuchen. Auf der Anlage Gneetzäppelbahn von Dirk Becker habe ich einige Anregungen Exemplare gefunden.

Integration

Das Modul hatte ich weitestgehend vorbereitet. Die Schwellen waren gelegt und der Schotter war auch getrocknet. Ich halte es für günstig, wenn erst die Weichen gefertigt und danach die Profile verlegt werden. Der Übergang von der Weiche zum Streckengleis erfolgte mit PECO-Schienenverbindern. Die Schienenstöße sollten gut zueinander passen, damit die Fahrzeuge nicht entgleisen.

Hier im Bild zu sehen, hat die Weiche bereits Anschlusskabel. Neben rot und blau wird das Herzstück versorgt. Dessen Polung ist abhängig von der Weichenstellung.

Nachdem die Profile verlegt waren, erhielt der Weichenbereich Schotter. Dieser Bereich sieht schon etwas anders aus als der Rest des Moduls. Das stört mich jedoch nicht, weil es so wirkt, als wenn die Weiche nachträglich eingesetzt wurde. Das ist wiederum für Feldbahnen nicht untypisch.

Weichenantrieb

Das letzte noch fehlende Puzzleteil ist der Weichenantrieb.

Da ich Weichen manuell schalten möchte, kam ein Servo am Digitaldekoder nicht in Frage. Ich habe den Bluepoint Weichenschalter benutzt, den ich auch auf der Gneetzäppelbahn von Dirk Becker entdeckt hatte.

Diese Teile sind als Importe bei verschiedenen Händlern zu beziehen. Der Weichenschalter besteht aus einer Mechanik mit Umschaltdruckpunkt und einem Schalter zur Herzstückpolarisierung. Über einen Federdraht werden die Weichenzungen bewegt. Es gibt eine Einstellung für den Schaltweg und Justierungen für den genauen Sitz des Schalters. Der Schalter kann über ein Gestänge (nicht im Lieferumfang) wie bei Dirk Becker zu sehen bedient werden. Es gibt von New Rails Models auch ein Gestänge namens Flexlink zum Weichenschalter. Das sind sozusagen zwei lange Strohhalme, die ineinander geschoben sind. Der Äußere ist fixiert und der Innere überträgt die Stellkräfte. Dazu gehört noch ein wenig Montagematerial und ein Holzknauf.

 

Die Montage ist einfach und die Steuerung lässt sich einfach justieren. Ich hatte erst einige Bedenken wegen der starken Krümmung, aber der Stellvorgang geht butterweich.

Diese Art der Weichenantriebe gefällt mir sehr gut und ist mein Favorit für handbediente Weichen. Die erste Weiche ist geschafft und sie funktioniert gut. Ein paar Stellen im Bereich der Profilübergänge und der Zungen musste ich noch nachschleifen, jetzt ist die Weiche einsatzbereit.

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