Grubenhunte in 16 mm scale

Eine Einführung in den Maßstab 1:19 (16 mm scale)


144 21.10.2023


Einige etwas kleinere Grubenhunte für kleinere Gleise sind entstanden.


Mission

Für Microlayouts und Feldbahndioramen ist der Modellbaumaßstab 1:13 schon riesig. Selbst Platz für ein Microlayout steht mir in meinem Hobbybereich kaum zur Verfügung. Deshalb der Versuch eine Nummer kleiner im Maßstab 1:19. Das ist gar nicht so weit weg von meinen Modellbauten im Maßstab 1:16 oder auch 1:22,5.

Im ersten Schritt habe ich für das Thema Grubenbahnen einen Förderwagen (oder auch Grubenhunt) mit fester Mulde in drei verschiedenen Größen angefertigt.

Maßstab und Gleise

Ausgangspunkt für meinen Modellbau ist das LocoRemote-Gleissystem, das ich größer skaliert für 45 mm Spurweite verwende. Die Originalgröße der Gleisteile liegt jedoch bei 32 mm Spurweite.

Chris Rennie hat sein Gleissystem für den hier in Deutschland eher ungewöhnlichen Maßstab 16 mm scale und 32 mm Spurweite entworfen. Die seltsame Bezeichnung 16 mm bezeichnet den Maßstab 16 mm im Modell auf 1 Fuß (1ft = 304,8 mm) im Vorbild. Interessant finde ich hier die Vermischung zwischen metrischen und imperialen Einheiten.

  • 16 mm im Modell = 1 ft (304,8 mm) im Vorbild
  • damit sind 1 mm im Modell = 19,05 mm im Vorbild, woraus sich der Maßstab 1:19 ergibt.

In England wird dieser Maßstab häufig für Gartenbahnen (Garden Railways) verwendet, so wie hier der Maßstab 1:22,5. Im Maßstab 1:19 sind zwei Spurweiten etabliert, wobei mich an dieser Stelle nur die Kleinere mit 32 mm interessiert. So wie in Deutschland die Spurweite 600 mm überwiegend für Feld- und Grubenbahnen verwendet wurde, fuhren englische Schmalspurbahnen u.a. auf 2 ft-Gleisen, was einer Spurweite von 610 mm entspricht. Diese Wikipedia-Seite liefert mehr Informationen zum Thema. Die umgerechnete Vorbildspurweite 610 mm beträgt im Modell 32 mm (610 mm / 19). Die zweite häufig verwendete Spurweite beträgt im Modell 45 mm, die im Vorbild 1.772 in entsprechen. Diese Spurweite gibt es im Vorbild nicht, sie deckt jedoch den Kleinbahnbereich 762 bis 914 mm ab.

Die Kombination des Maßstabs 1:19 mit der Spurweite 32 mm wird auch als SM32 (sixteen millimeters on 32 mm gauge) bezeichnet.

Ähnliches kenne ich bereits mit der Bezeichnung SE45 (SevenEight on 45 mm gauge). Dabei entsprechen 7/8 in im Modell 1 ft im Vorbild, was etwa 1:13 ergibt.

Als Gleissystem verwende ich die 3D-druckbaren Locoremote-Gleise. Seit 2023 gibt es neben der bisher bekannten Version einen neuen Zweig mit dem Namen Hudson type track. Diese Gleissystem-Version entwickelt sich stärker voran, es beinhaltet mehr Teile und mehr Gleisradien. Zu den 3 bisher verwendeten Radien Tiny, Small und Standard sind die Varianten Medium und Large ergänzt worden.

Name Radius Modell Radius Vorbild Kommentar
Large 276 mm 5,2 m Weiche
Medium 225 mm 4,3 m
Standard 174 mm 3,3 m Weiche
Small 123 mm
Tiny 72 mm Weiche

Mit der Large-Kurve und der dazugehörige Weiche können jetzt auch größere Fahrzeuge (größerer Achsabstand) wie eine Grubenlok B360 auf den Gleisen fahren.

Das Hudson-Gleis sieht optisch vielmehr wie ein Feldbahn-Gleis aus. Der Druck ist etwas komplizierter, da die Gleisprofile zwischen den Schwellen quasi in der Luft hängen. Mit ein paar Aufmalstützen im Prusa Slicer lassen sich die Gleisstücken dennoch gut drucken. Bei Vergrößerung auf 45 mm Spurweite sind diese Überhänge noch länger, sodass ich hier lieber das vorhergehende Gleissystem Version 1 verwende. Leider gibt es hier die größere Weiche nicht. Aber alles aus den verschiedenen System passt zusammen, sodass die Gleiswelten mischbar sind.

Rillenschwellen am Hudson track.
Rillenschwellen am Hudson track.
Älteres LocoRemote-Gleis, das sich sehr einfach drucken lässt.
Älteres LocoRemote-Gleis, das sich sehr einfach drucken lässt.

Schön modelliert sind die Feldbahn-typischen Rillenschwellen des neues Gleissystems. Die Gleisstücken des Vorgängers dagegen sind einfach und funktional gestaltet und ohne Stützmaterial druckbar.

Grubenhunt im Modell

Modellauswahl

Als Vorlage dienen die Förderwagen des VEB Förderwagen und Beschlagsteile Mühlhausen.

Skizze mit Maßen der Förderwagen.
Skizze mit Maßen der Förderwagen.

Diese Förderwagen wurden für Inhalte von 0,5 m³ bis 1.6 m³ gefertigt. Die Varianten waren unterschiedlich in Länge, Breite, Höhe sowie Radgrößen und Achsabstand. Für den Modellbau habe ich die Varianten mit 0.5 m³, 0.8 m³ und 1 m³ gewählt. Dabei sind mir folgende Unterschiede aufgefallen:

  • Die beiden kleineren Hunte fahren auf 300 mm Lorenrädern und sind gleich breit. Höhe, Länge und Achsabstand variieren etwas.
  • Der große 1 m³ Hunt fährt auf 350 mm Feldbahnrädern und ist etwas breiter.

Die Wagen werden mittels Kuppeldornen/Kuppelketten verbunden, da die Hakenkupplungen des Vorbilds im Modell kaum umsetzbar sind.

Hunträder und Radsätze

Als Hunträder im Modell kommen folgende Größen zum Einsatz:

  • Vorbild 300 mm: 16 mm im Modell
  • Vorbild 350 mm: 18 mm im Modell

Das Bild zeigt rechts die 18 mm und in der Mitte die 16 mm Radscheiben. Diese Räder habe ich nicht selbst konstruiert, sondern als Druckteile von Steven Hodgson auf Thingiverse gefunden. Von den dort vorgestellten Varianten habe ich die Räder mit 2 mm Achsen ausgewählt. Der Radsatz rechts ist mit Messing-Hunträdern ausgestattet. Mehr zu diesen Leckerbissen später in diesem Artikel.

Hunträder in verschiedenen Größen.
Hunträder in verschiedenen Größen.

Da die Baugröße bei den britischen Gartenbahnern recht beliebt ist, gibt es im Internet viele Informationen. Eine Quelle ist 16mm.org.uk. Dort wird u.a. eine Radsatz-Spezifikation veröffentlicht (Quelle: https://www.16mm.org.uk/resources/wheel-standards/):

Radsatzspezifikation für SM32.
Radsatzspezifikation für SM32.

Die Radbreite von 6 mm entspricht etwa auch dem, was in 1:13 verwendet wird. Es können durchaus auch Metallradscheiben von Heyn verwendet werden:

  • Lorenrad 350 mm: 18 mm Radsatz von Heyn
  • Lokrad 420 mm: 22 mm Radsatz von Heyn
  • Lokrad 500 mm: 26 mm Radsatz von Heyn

Gerade letztere Radgröße wird für Grubenloks wie die B360 oder EL9 benötigt.

Modellbau

Für die gedruckten Räder verwende ich 2 mm Messingachsen mit einer Länge von 40 mm. Ich verwende hier keine Kugellager wie bei den Modellen in 1:13, sondern die Achsen liegen einfach so in den Achsführungen. Diese Achsführungen sind zweiteilig und haben Positionsnasen für die exakte Montage im Lorenrahmen. Zuerst fertige ich die Radsätze mit der Montagelehre an. Im Download zum Locoremote-Gleissystem gibt es ebenfalls solche Abstandhalter zur Justierung der Spurweite. Der Radsatz wird in die Radsatzführung eingelegt und die Abdeckung aufgeklebt. Der Radsatz bewegt sich leichtgängig in der Führung.

Die weiteren Teile des Förderwagens sind schnell aufgezählt. Ein Rahmen mit den Aussparungen für die Achsführungen und die Hunt-Mulde. Beide Teile werden verklebt, da auch im Vorbild die Mulde fest mit dem Lorenrahmen verbunden ist. Als Kuppeldorne habe ich M2-Schrauben verwendet.

Für etwas mehr Gewicht gibt es je Muldengröße einen Gewichtsblock, der direkt in die Mulde geklebt werden kann. In die breite Nut passen kleine Selbstklebende Gewicht à 5 g hinein. Andere Beschwerungen wie eingegossene Bleikugeln sind genauso möglich. Der Gewichtskörper wiegt etwa 5 g. Mit den zwei Metall-Gewichten ergibt sich beim kleinen Hunt ein Gesamtgewicht für den Körper von ca. 15g. Die anderen Bauteile wiegen alle nicht viel, sodass sich folgende Massen für die Grubenhunte ergeben:

  • Grubenhunt 0,5 m³: 36 g (zwei Metallgewichte)
  • Grubenhunt 0,8 m³: 49 g (drei Metallgewichte)
  • Grubenhunt 1 m³: 61,5 g (vier Metallgewichte)

Bei den Musterwagen hatte ich die Teile zuerst lackiert, gealtert und anschließend verbunden. Den Gewichtseinsatz könnte man noch mit schwarzen Papier bedecken bzw. lackieren.

Grubenhunt Speziale

In meinem Materialarchiv habe ich noch kleine Messing-Hunträder von Herrn Gawron mit einem Durchmesser von 13 mm gefunden (siehe Artikel 71: „Grubenhunte vom Fließband“). Im Maßstab 1:22,5 entsprechen diese Räder 300 mm im Vorbild, im Maßstab 1:19 250 mm.

Links das kleine Messing-Huntrad von Fermatec.
Links das kleine Messing-Huntrad von Fermatec.

Diese kleinen 250 mm Hunträder sind zwar im Prospekt des Förderwagen-Herstellers nicht verzeichnet, tauchen aber in Sammlungen immer wieder auf.

Grubenhunt mit kleinen Rädern.
Grubenhunt mit kleinen Rädern.

Herr Gawron hat die Produktion von Feldbahnräder aus Edelstahl und Messing leider eingestellt, sodass höchstens immer mal wieder Reste auftauchen. Am Modell machen diese kleinen Räder einen guten Eindruck. Der Aufbau der Radsätze ist hier etwas anders, da die Radscheiben 3 mm Bohrungen besitzen und mit Kunststoffbuchsen sowie 2 mm Achsen benutzt werden. Dadurch sind die Achsführen etwas verkürzt.

Links das kleine Messing-Huntrad von Fermatec.
Links das kleine Messing-Huntrad von Fermatec.

Diesen einen Hunt mit den kleinen Rädern habe ich nicht lackiert. Das PLA-Material Galaxy Black wirkt sehr angenehm. Dennoch werde ich die nächsten Hunte wieder lackieren und altern. Die Galerie-Bilder zeigen die anderen verwendeten Farbvarianten.

Galerie und Fazit

Impressionen der Förderwagen in verschiedenen Größen.

Diesen Artikel habe ich meinen ersten Gehversuchen im Maßstab 1:19 auf 32 mm Spurweite gewidmet. Diese Baugröße ist bei den englischen Modellbahnern beliebt, was man an vielen Publikationen im Internet gut erkennen kann. Auch im Bereich 3D-Druck ist hier einiges zu finden, beispielsweise:

Im kleineren Maßstab gehen viele Details etwas unter, sodass die Konstruktionen einfacher gestaltet werden können. Ob der Maßstab richtig ist, wird sich nach den Probefahrten der ersten Lok zeigen. Das erste Ziel jedoch mit den kleineren Gleislayouts ist schon mal erfüllt. Und nicht zu vergessen: Figuren können auch im Maßstab 1:19 an Stelle 1:13 in Resin gedruckt werden.

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Zum Nachbau der Modelle dieses Artikels ist ein Download-Paket mit digitalen Inhalten (28 Druckdateien) verfügbar.

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