Regner Muldenkipper altern


65 26.11.2016


Eine Kipplore richtig verrosten? Das möchte ich mit dem Chipping-Medium von Vallejo ausprobieren. Dazu habe ich eine Lore aus der Vitrine befreit und einer umfangreichen Farbbesprühung ausgesetzt.


Unterseiten


Übersicht

Nach einer längeren Modellbauphase möchte ich jetzt ein wenig entspannen und mich dem Thema Farben widmen. Dazu habe ich vorübergehend CNC-Fräse und Schleifmaschine gegen Airbrush-Pistole und Kompressor getauscht.

Über das Objekt

Die Regner-Kipploren hatte ich vor längerer Zeit in einem Artikel vorgestellt. Es hat sich seit dem nicht viel verändert. Die Lore kommt als Bausatz und besteht aus dem Rahmen, einigen Zurüstteilen und der Kippmulde. Diese Teile sind aus Kunststoff. Für meine Ansprüche sind einige Tuningmaßnahmen unverzichtbar:

  • Die Radsätze mit den Kunststoff-Rädern werden gegen Metall-Radsätze getauscht.
  • Die Kunststoffkupplungen werden durch Metallpuffer ersetzt.
  • metallische Kuppelketten werden eingesetzt.

Die Zusatzteile sind bei der Firma Regner im Zubehörsortiment erhältlich. Die Lore gehört zu den Großen ihrer Gattung. Es gibt bei den richtigen Feldbahnen sowohl kleine Muldenkipper (Fassungsvolumen <= 1 qm) als auch große Exemplare mit >= 1,5 qm Volumen. Diese haben meist stabilere Radlager (siehe Muldenkipper in Neuenmarkt). Nun kann man darüber streiten, ob die Regnerloren nicht dem Maßstab 1:22,5, sondern eher 1:20 entsprechen, oder ob es sich tatsächlich um schwere Muldenkipper handelt.

Was bisher geschah

Bisher sah meine Farbgebung und Alterung wie folgt aus:

  • Grundierung auftragen
  • Deckfarbe auftragen
  • Rostspuren mit dem Pinsel anbringen, vor allem die Kanten betonen
  • Behandlung mit verschiedenen Pudern (Schmutz und Rost)
  • Schutzschicht mit Klarlack aufbringen

Auf der Unterseite „Lorensammlung“ stelle ich einige Regner-Loren vor, die ich in der Vergangenheit montiert und mit diesen Techniken gealtert hatte.

Schon sehr lange nutze ich keine lösungsmittelhaltigen Farben mehr. Ich verwende ausschließlich Vallejo Model Air und Model Color Farben. Jetzt möchte ich das Chipping-Medium von Vallejo ausprobieren. Der Plan ist eine Lore mit abblätternder Farbe und starken Rostspuren. Hier einige Beispiele aus der Wirklichkeit:

Roststellen an einer Ns2f im Schaubergwerk „Volle Rose“.
Roststellen an einer Ns2f im Schaubergwerk „Volle Rose“.
Eine besonders vergammelte Ohrenstein & Koppel Feldbahnlok in Frankfurt. Sehr schön sind die verschiedenen Rostfarben zu sehen. Dunkler Rost ist älter als heller Rost.
Eine besonders vergammelte Ohrenstein & Koppel Feldbahnlok in Frankfurt. Sehr schön sind die verschiedenen Rostfarben zu sehen. Dunkler Rost ist älter als heller Rost.
Ein alter Muldenkipper im Museum Feldbahn 500.
Ein alter Muldenkipper im Museum Feldbahn 500.
Dieser Grubenhunt hat seine besten Jahre hinter sich. Der Rost scheint unter der schwarzen Farbe hindurch.
Dieser Grubenhunt hat seine besten Jahre hinter sich. Der Rost scheint unter der schwarzen Farbe hindurch.

Besonders schön ist der Rosteffekt an der Ns2f am Rahmen zu sehen. Unter der abblätternden Farbe scheint der Rost durch. Genau so soll es aussehen.

Die Regner-Muldenkipper aus meiner Vitrine war bereits grau lackiert ohne weitere Alterungsspuren. Die Lackierung habe ich mit Vallejo-Cleaner abgewaschen. Mit ein wenig einweichen geht das sehr gut.

Dann ist mir aufgefallen, dass eine alte und stark verrostete Kippmulde nicht ohne Beschädigungen sein kann. Mit einer Heißluftpistole habe ich die Kunststoff-Kippmulde erwärmt und etwas verformt. Jetzt sieht sie wie nach einem Unfall aus. Der Effekt ist schon heftig und eigentlich gar nicht so stark gewollt. Als ich mit dem Erwärmen anfing, schmolz die Kippmulde fast dahin. Ich musst sie erst wieder in Form bringen. Für leichte Verformungen muss man wirklich vorsichtig mit der Heißluftpistole hantieren. Kippmulden aus Metall sind hier von Vorteil.

Für die Rostspuren benutze ich das Vallejo-Set 71186 „Rust and Chipping Effects“. In dem Set sind neben dem Primer 5 Rostfarben, das Chipping-Medium und matter Klarlack enthalten. Alle Farben sind aus der Model-Air Serie und für Airbrush vorgesehen. Typische Anwendungsgebiete für dieses Farbenset sind größere Flächen wie z.B. die Außenhaut eines Panzers oder eben die Kippmulde einer Feldbahn.

Die erste Farbgebung erfolgt mit der Grundierung Rot-Braun von Vallejo. Damit wird schon der grundlegende Rostton festgelegt.

In dem Vallejo Farbenset sind neben der Grundierung 5 sprühfertige Rosttöne enthalten, die der Reihe nach von dunkel nach hell angewendet werden können. Ich habe die ersten drei dieser Rosttöne verwendet und jede Schicht ungleichmäßig aufgetragen. Rost bildet sich auch in der Realität in Schichten. Alter Rost ist dunkler und neuer hellerer Rost liegt darüber. Der Sinn des Vallejo-Sets ist der ungleichmäßige Farbauftrag der Rostfarben. Das Modell soll nicht einheitlich braun aussehen, sondern eher mit verschiedenen Farbtönen gefleckt sein wie in dem oben gezeigten Bild der O&K-Lok.

Nach dem Trocknen der Rostfarben habe ich das Chipping-Medium von Vallejo mit der Airbrush-Pistone großzügig aufgesprüht, nach dem Antrocknen dann die Kippmulde grau lackiert. 6 Schichten Farben (Grundierung, 3 * Rostfarben, Chipping-Medium und Grau) sind jetzt auf dem Modell.

Der Aufwand lohnt nur dann, wenn später genügend Farbe „abplatzt“. Bei sehr kleinen Flächen wie einem Faß, kann das Chipping-Medium auch gleich nach der Grundierung aufgetragen werden.

Im nächsten Schritt habe ich versucht, die obere Farbschicht mit einem feuchten Pinsel abzureiben. Das ging leider nicht so einfach. Das Chipping-Medium haftet besser als gedacht. Jedoch mit viel Einweichen (Wasser), Reiben und Wischen sowie Kratzen mit spitzen Gegenständen verschwanden Teile der Farbe und der Untergrund schaute durch. Ich wollte noch mehr Rost auf der Kippmulde, habe dann aber nach einiger Zeit aufgehört. Genaugenommen habe ich mehrere Tage mit dieser Kippmulde verbracht, natürlich nicht durchgängig.

Zum Abschluss habe ich an einigen Stellen noch ein Wash (Vallejo-Wash) aufgetragen, um Ecken und Nieten zu betonen. Matter Klarlack versiegelt die Kippmulde für alle Zeiten.

Lorenrahmen

Bei der Bearbeitung der Kippmulde fiel mir auf, dass das Fahrgestell farblich nicht passen wird. Eine alte Kippmulde benötigt auch einen gealterten Lorenrahmen.

Wie sieht das bei den richtigen Feldbahnen aus?

Wenn die Loren richtig rostig sind, sind nur noch Brauntöne und aufblühender Rost zu sehen. Die Grundfarbe ist nicht mehr erkennbar. Der Lorenrahmen ist zu klein, um den Effekt der abblätternden Farbe anzuwenden. Das Chipping-Mittel von Vallejo ist hier nicht sinnvoll einsetzbar. Es gibt da etwas anderes: Die Packung Vallejo Model Color: Rust & Steel Set. Darin enthalten sind zwei Grundfarben und 5 Rosttöne. Dazu noch ein Wash und Rostpigmente, Klarlack und zwei Pinsel. Dieses Set enthält Model Air Farben, die vorrangig mit Pinseln verarbeitet werden.

Den Lorenrahmen hatte ich bei der früheren Montage matt schwarz lackiert. Der typische Kunststoff-Glanz ist dabei verschwunden.

Nach der Anwendung der ersten 3 Farben mit dem Pinsel sieht der Lorenrahmen so aus. Die Farbe wurde dabei in Graniertechnik (Aufbürsten der Farbe mit fast trockenem Pinsel oder auch „Trockenbürsten“) aufgetragen.

Nach allen 5 Farben sieht das Modell jetzt so aus. Ich habe an dem Modell an mehreren Tagen gearbeitet und dabei immer wieder alle 5 Farbtöne verwendet. Das Ergebnis wird immer besser, je länger man daran arbeitet. Zum Schluss habe ich das Rostpuder aus dem Vallejo-Set ausprobiert und an einigen Stellen aufgetragen. Versiegelt wurde das Modell durch matten Klarlack. Das Ergebnis zeigen die Bilder des fertigen Modells weiter unten.

Galerie

Fazit

Ich habe zwei verschiedene Farbensets von Vallejo eingesetzt. Das erste Set Vallejo Rust & Chipping Effects ist für Airbrush vorgesehen. Das Aufsprühen der vielen Rostfarbtöne lohnt nur, wenn am Ende der Alterung große freiliegende Rostflächen entstehen. Nur dann sind die verschiedenen Farbtöne gut zu erkennen. Wenn nur wenig Farbe abplatzt, reicht die rostfarbene Grundierung von Vallejo als Untergrund bereits aus. Das Chipping-Mittel von Vallejo war in meinem Beispiel nicht so einfach anzuwenden, wie es in der Anleitung zu lesen war. Das Abblättern der oberen Farbschicht war sehr mühsam. Vermutlich habe ich das Chipping-Mittel vor dem letzten Farbauftrag zu lange trocknen lassen.

Das zweite Set von Vallejo Rost und Stahl eignet sich für stark verrostete Teile und wird mit dem Pinsel in Graniertechnik verarbeitet.

Beide Vallejo-Sets tunen das Gleiche, sie unterstützen das Altern von Modellen durch Rost. Dabei ist das Rost-Set für den Pinsel mein Favorit. Es lassen sich mit Aufwand auch größere Flächen bearbeiten, sodass der gleiche Effekt wie mit dem Chipping-Medium entsteht. Dieser Rost in Verbindung mit einigen Washes und diversen Puderfarben ist für mich die optimale Variante der Alterung.