Jenbacher Pony JW8

Ein Fahrzeug aus dem 3D-Drucker


80 10.05.2019


Für meine Grubenbahn auf 500 mm Spurweite wollte ich eine kleine Feldbahnlok bauen. Das Modell sollte als Rollmodell ohne eigenen Antrieb ausgeführt werden. Somit ergeben sich auch keine Platzprobleme wegen der Unterbringung eines Motors oder eines Akkus. Neben der Diema DL6 oder einer Akku-Lok von Deutz ist das Jenbacher Pony JW8 ein ausgezeichnetes Modell für so ein Bauvorhaben.


Unterseiten


Schon lange ist der Wunsch nach einem kleinen Feldbahnfahrzeug im Maßstab 1:22.5 da. Zwar gibt es mit der Diema DS12 bereits eine kleine Lok, ich dachte da jedoch eher an die kleinere Diema DL6. Für dieses Projekt habe ich das Jenbacher Pony JW8 ausgewählt, da es für dieses Fahrzeug einfach mehr Zeichnungen und Bilder gibt. Das kleine Fahrzeug mit 8 PS Leistung hat ähnliche Abmessungen wie die Diema DL6. Wegen der angespannten Platzsituation verzichtete ich auf den elektrischen Antrieb. Das Pony ist rollfähig und steht auf richtigen Feldbahnrädern. Es ist im Maßstab 1:22,5 gehalten und fährt auf 22 mm Gleisen (Vorbild 500 mm).

Da ich derzeit im 3D-Fieber bin, ist das Modell eine 3D-Konstruktion. Alle Konstruktionen habe ich mit Fusion 360 vorgenommen. Das Fahrzeug schmückt jetzt zusammen mit einer Feldbahnlore ein Diorama aus.

Vorbild

Quelle: http://achristo.homepage.t-online.de/HerstJW8.htm

Das Jenbacher Pony JW8 (8 PS) war die erste in Jenbach produzierte Lok. Anfangs war das Fahrzeug mit einem 1-Zylinder Viertakt Motor (Leistung 8 PS) ausgestattet. Später wurde die Leistung auf 10 PS erhöht. Der Radstand beträgt 600 mm, die Masse 1,2 t. Das spärlich ausgestattete Fahrzeug wurde standardmäßig ohne Achsfederung, Gangschaltung und Anlasser ausgestattet. Der kleinste befahrbare Kurvendurchmesser beträgt 6 m. Bis 1989 wurden ca. 550 Fahrzeuge gebaut.

Die hier im Modell konstruierte JW8 entspricht im Vorbild den Fahrzeugen, die ab 1962 gebaut wurden. Markant für diese Serie ist der Frontgrill aus dickerem Frontblech mit gestanzten Löchern.

Konstruktion

Am Anfang gab es nur Bilder und einige Zeichnungen. Hilfreich waren folgende Quellen:

  • Einige Prospekte auf Feldbahn 500
  • Zeichnungen und Bilder Buch: Die Feldbahn Band 12 Typenbuch Feldbahnmotorlokomotiven, Andreas Christopher, 2011
  • Buntbahn-Baubericht zum Jenbach Pony im Maßstab 1:22,5

Das Modell konstruierte ich in Fusion 360, wobei alle druckbaren Teile als Komponenten realisiert wurden. Damit können die Teile einzeln als STL-Modell exportiert und gedruckt werden.

Gesamtbild der Zeichnung der JW8 in Fusion 360.
Gesamtbild der Zeichnung der JW8 in Fusion 360.

Hilfreich bei der Konstruktion in Fusion 360 ist die Einbindung und Skalierung von Bildern. So konnte ich die Zeichnungen (z.B. aus dem Typenbuch Feldbahnmotorlokomotiven) direkt in die Anwendung einbinden und die Konstruktion daran ausrichten. Als Baugruppen entstanden:

  • Lorenrahmen
  • Seitenwangen mit Achslager
  • Fronthaube
  • Motorblock
  • Rückwand
  • Sitz
  • Bremse

Lokbau, Lackierung und Alterung

Alle Teile wurden wie folgt gedruckt:

  • Material: PETG
  • Schichtstärke: 0.15 mm
  • Füllung: 80%
  • Stützmaterial: teilweise

Das PETG haftet so gut auf dem Druckbrett, sodass überhaupt kein BRIM notwendig ist.

Das Pony ist ein kleines Fahrzeug, das wie der Strüver Schienenkuli auf einem Lorenrahmen basiert. In den Zeichnungen sind immer Voll-Radscheiben zu sehen, ich wollte jedoch 4-Loch-Feldbahnräder aus Edelstahl verwenden, die immer noch aus meinen Gawronschen Radbestand stammen. Sie sind einfach perfekt für dieses Bauvorhaben.

Das Fahrgestell der Lok ist dreiteilig. Die Achsen aus 2 mm Messing-Rundmaterial sind exakt abgelängt und wurden mit den seitlichen Profilen eingeklemmt. Kugellager wurden hier nicht verbaut.

Es ist schon sehr schade, dass die Räder irgendwann verbraucht sind. Eine Alternative, zumindest für Stand- und Rollmodelle, sind gedruckte Räder. So schlecht sehen sie nicht aus und rollen tun sie auch.

Ein Teil des Aufbaus ist das Rückwand-Blech mit dem Fahrer-Sitz. Die zweiteilige Konstruktion besteht aus der Rückwand und dem Sitz, beide Teile wurden verklebt.

Die Sitzhöhe wurde für die Fahrerfigur optimiert.

Motorblock

Im Inneren der Lok ist viel Platz, da weder Motor noch Akku verbaut wurden. Somit gab es Spielraum für einen richtigen Motorblock.

Der Motorblock besteht aus dem Ein-Zylinder-Motor (links) mit den beiden Schwungscheiben und dem Getriebe (rechts). Der Motor könnte fast richtig gezeichnet sein, während das Getriebe nicht so genau ist. Es müsste weiter hinten sitzen. Auf jeden Fall bereitet auch die Gestaltung dieser Einzelteile viel Vergnügen. Ein größerer Maßstab wäre sehr angenehm.

Auf den oberen Bildern ist der lackierte und gealterte Zustand zu sehen. Der Ganghebel am Getriebe wurde aus Messing-Draht gebogen.

Lackierung und Alterung

Vor der Montage wurden die Einzelteile lackiert:

  • Fahrwerk: schwarz
  • Motorhaube und Rückwand: grün

Der Motorblock sowie die Innenseite der Rückwand wurden mit einem helleren Grün (Grün mit weiß vermischt) behandelt. Danach wurden die Teile montiert. Die Seitenwangen mit den Achslagern sind geschraubt. Die Motorhaube, der Motorblock und die Rückwand sind geschraubt und verklebt. Einige Details wie der Schalthebel am Getriebe oder die Handbremse wurden nachträglich aus Draht hergestellt und geklebt.

Für die Alterung habe ich wieder das Rost-Set von Vallejo verwendet. Zuerst wurde Schmutz und anschließend Rost aufgetragen. Den Abschluss bildet eine Sand-Patina aus stark wässriger Vallejo-Sandfarbe.

Hier ist der eingesetzte Motor/Getriebe-Block sowie die Handbremse gut sichtbar.
Hier ist der eingesetzte Motor/Getriebe-Block sowie die Handbremse gut sichtbar.

Die zwei folgenden Bilder zeigen einen interessanten Vergleich zwischen der JW8 und der Jenbacher JW20, die aus einem Bausatz nach Oliver Zoffi entstand. Das Material ist gelasertes Sperrholz.

Galerie der fertigen Lok

Feldbahnlore

Zur Ausstattung des Dioramas sollte neben der Lok eine Lore entstehen. Dabei hatte ich in meiner Sammlung noch etwas Besonderes gefunden: Ein Lorenrahmen von Shapeways. Den Lorenbau habe ich auf einer Unterseite beschrieben.

Aufbewahrung

Das schöne Pony als rollfähiges Modell erhielt zusammen mit der Feldbahnlore ein Zuhause. Ein kleines platzsparendes Diorama für die beiden Modelle entstand zum Abschluss des Projekts. Es umfasst:

  • Ein Stück Gleis mit 22 mm Spurweite
  • Feldbahndiesel mit Fahrer
  • Plattformlore

Als Diorama-Box habe ich dieses Mal eine Fertigbox von Master Tools Verwendet. Sie hat die Abmessungen 325 mm * 165 mm * 125 mm und besteht aus Kunststoff.

In Größe der Grundfläche habe ich eine Platte aus 2 mm Pappe geschnitten. Nach dem Aufkleben der Feldbahngleise (22 mm Spurweite) wurde sie wurde mit Molto Holz-Reparaturspachtel bestrichen. Das ergab eine realistische Bodenstruktur.

Die Oberfläche erhielt Airbrush-Farbe in verschiedenen Braun-Tönen.

Als Begrünung habe ich an Stelle der Grasfasern dieses Mal Flocken in verschiedenen Farben und kleine Steine gewählt.

Galerie der Fahrzeuge auf der Grundplatte.

Die Pappe wurde mit Montagekleber auf die Kunststofffläche geklebt. Einige Ausstattungsdetails wurden noch hinzugefügt.

Zum Abschluss folgte die Haube aus Acryl und das Diorama ist fertig.

Fazit

Aus einem Berg Filament entstand ein Feldbahn-Diesel, der im Diorama nett anzusehen ist. Diese Art des Fahrzeugbaus gefällt mir besser, als die Arbeiten auf der CNC-Fräse. An dieser Modellgröße ist gut erkennbar, dass Feldbahn-Fahrzeuge im Maßstab 1:22,5 eigentlich noch zu klein für den 3D-Druck sind. Viele Details, die per Software an das Modell konstruiert werden können, sind im gedruckten Modell kaum sichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Druckqualität bei künftigen Druckergenerationen besser wird. Eine neue Dimension der Qualität zeigen bereits die ersten Resin-Drucker.

Ein andere Variante ist ein noch größerer Maßstab. Auch dazu liegt noch etwas in meiner Schublade.

Die neue JW8 steht gut am Grubeneingang des neuen Fotodioramas.
Die neue JW8 steht gut am Grubeneingang des neuen Fotodioramas.
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