Förderwagen (Grubenhunt) 0.5m³
im Maßstab 1:13
Inhaltsverzeichnis
Mission
Grubenbahnen faszinieren mich wegen der kleinen Fahrzeuge und der engen Gleisradien. Seit 2015 beschäftige ich mich mit den kleinen Bahnen im Maßstab 1:22,5. Im Artikel Lorenfabrik 2.0 hatte ich einen gewissen Lorenvorrat angelegt. Jetzt gibt es eine Neuauflage in 1:13, einem etwa doppelt so großem Maßstab.
Vorbild
Grubenhunte bzw. Förderwagen wurden in der Vergangenheit mit verschiedenen Nenninhalten gefertigt. In diesem Artikel geht es um eine kleine Variante mit 0,5 m³ Nenninhalt. Die Mulde ist mit dem Rahmen fest verbunden. Zum Entladen kann der Hunt in einer Entladevorrichtung gedreht werden.
Üblicherweise werden Förderwagen mit Hakenkupplungen verbunden. Da diese im Modellbau schwer zu realisieren sind, verwendende ich hier die Variante mit Kuppeldornen und Ketten, wie auch bei den Kippförderwagen.
Start in den Maßstab 1:13
Lange hat es gedauert. Der Maßstab 1:22,5 wurde mir wegen der winzigen Teile einfach zu klein. Im Maßstab 1:16 habe ich mich schon viel besser gefühlt. Die größeren Modelle besitzen mehr Details und sehen großartig aus. Sehr wichtig ist ein Gleissystem mit funktionierenden Weichen, denn im Weichenbau konnte ich bislang keine Erfolge erzielen. Das OS-Railway-Gleissystem mit seinen 32 mm Spurweite funktioniert gut als 500 mm Gleis im Maßstab 1:16. Es ist funktional, aber nicht feldbahn- oder gar vorbildgerecht.
Schon 2020 (siehe Artikel Modellbau in SE32) gab es einen ersten Versuch in 1:13 und 32 mm Spurweite. Diese als SE32 bezeichnete Baugröße konnte mich nicht begeistern. Es war so wie GN15 im Maßstab 1:22,5. Im Maßstab SE (Seven eight oder 7/8ths) gibt es auch die SE45-Modellbahner, die auf 45 mm Spurweite fahren. Das kam nicht bisher in Betracht, da kein Gleissystem verfügbar war. Und in das LGB-Hobby wollte ich nicht einsteigen.
Wie es immer im Leben ist, kam der Zufall wieder mal ins Haus. Loco Remote hat ein Gleissystem für die Baugröße SM (sixten millimeters, etwa 1:19) für 32 mm Spurweite veröffentlicht. Alle Teile können im 3D-Druck gefertigt werden. Die Gleise sind einfach gehalten, lassen sich gut drucken und die Weichen funktionieren hervorragend.
Zuerst dachte ich an einen Ersatz für die OS-Railway Gleise, da die LocoRemote-Gleise viel mehr nach Feld- und Grubenbahn aussehen.
Durch Skalierung im Slicer werden 45 mm Spurweite erreicht. Die Gleisverbindung erfolgt wie auch bei OS-Railway mit Konnektoren.
Es gibt zwei Radien: 250 mm und 175 mm (Vorbild: 6,50 m und 4,60 m Durchmesser). Das ist schon richtig eng und eigentlich nur für leichtere Fahrzeuge geeignet (Größenordnung Diema DL6). Aber das passt genau zu meinem Thema.
Die Weichen von LocoRemote haben auch den engen Radius von 250 mm. Das Stellen der Zungen funktioniert sehr gut und die Heyn-Radsätze fahren sehr gut auf den Schienen.
Auf Thingiverse sind LocoRemote-Gleiserweiterungen der Feldbahnsinnigen zu finden. Hier gibt es beispielsweise ein gebogenes Gleis mit 420 mm Radius, was im Vorbild gut 10 m Durchmesser entspricht. Das ist kurz über dem Mindestradius für Grubenbahnen. Eine B360 (siehe Wikipedia) kann darauf fahren.
Räder
Eine weitere Erkenntnis meines Modellbaus: Räder müssen aus Metall sein. 3D-gedruckte Feldbahnräder sehen zwar optisch gut aus, jedoch besitzen Metallräder viel bessere Laufeigenschaften und geben den Modellen zusätzliches Gewicht. Vorbildgerechte Radsätze in den größeren Maßstäben sind jedoch ein richtiges Problem. Das war schon im Maßstab 1:22,5 so.
Vorerst nutze ich Radsätze von Modellbauwerkstatt Bertram Heyn. Folgende Artikel kommen in Frage:
- Radsatz Stahl 22 mm Im Vorbild 300 mm Lorenrad für leichte Feldbahnloren sowie Grubenhunte
- Radsatz Stahl 26 mm Im Vorbild 350 mm Lorenrad für Feldbahnloren
Daneben gibt es auch andere nutzbare Größen wie 30 mm (Vorbild 400 mm z.B. für Diema DL 8) oder 35 mm (Vorbild ca. 500 mm z.B. für Ns2 oder B360).
Die Radsätze bestehen aus 2 Radscheiben (Stahl) sowie einer Welle 6 mm. An den Enden sind 3 mm Stummel für Radlager vorhanden. Diese Radsätze laufen auf den LocoRemote-Gleisen hervorragend.
Leider haben die Radscheiben nicht die feldbahntypischen Bohrungen und Stege - wieder einmal ein Modellbahn-Kompromiss. Auch gibt es ein Problem mit den vorhandenen Achsen. Der Einsatz bei Loren mit außenliegenden Achslagern funktioniert sehr gut, die Achsstummel können in Kugellagern laufen. Problematisch ist die Verwendung bei Lokomotiven mit Antrieb oder Fahrzeugen mit Innenrahmen. Dort sind 3 mm ein übliches Maß für Kugellager und Zahnräder.
Für die Grubenloren besteht genau dieses Problem. Die Lösung besteht darin, dass die Radscheiben von der Achse entfernt werden und eine neue Achse mit 3 mm Durchmesser verwendet wird.
Radsätze demontieren
Für die Grubenhunte verwende ich hier die 22 mm Radsätze von Heyn. So ein Radsatz wiegt 40 g.
Nach dem Abziehen der festsitzenden Radscheiben verbleibt ein Kunststoffkern in der Radscheibe. Mit ein paar Hammerschlägen ist auch dieser entfernt. Übrig bleiben zwei Radscheiben aus Stahl mit einem Gewicht von noch 28 g. Diese Scheiben bilden die Basis der neuen Radsätze.
Das Bild zeigt rechts ein gedrucktes Huntrad, das optisch elegant und vorbildgerecht aussieht. Links daneben die Heyn-Radscheibe mit einem 3D-gedruckten Innenteil, sodass die Optik wieder passt.
Neuer Radkern und neue Achse
Das 9,5 mm große Loch der Heyn-Radscheibe erhält einen neuen Kern aus dem 3D-Drucker.
Dieser passt straff in die Öffnung und hat eine Innenbohrung von 3 mm. Beim Einschieben der 3 mm Achse spreizt sich der Kern noch etwas, sodass der Halt fest und kein Kleber notwendig ist.
Zur Verbesserung der Optik kann auf die Radscheibe eine Abdeckung aufgeklebt werden.
Alternative Räder
Wenn die Heyn-Radsätze nicht zur Verfügung stehen, können alternativ auch Räder und Abdeckkappen gedruckt werden. Das Rad ist fein detailliert und als Resin-Druck auch mit feinen Rundungen versehen.
Das Rad hat eine 3 mm Bohrung für die Achse aus Messing oder Karbon.
Das fehlende Gewicht für den guten Lauf der Lore (etwa 30 g) muss anderweitig aufgefüllt werden. Ohne zusätzliche Beschwerung fahren die Modelle nicht gut.
Grubenhunt
Der Grubenhunt besteht außer den Rädern nur aus zwei Teilen: dem Lorenrahmen sowie der Kippmulde.
Die ersten Entwürfe des Rahmens bestanden noch aus mehreren Einzelteilen (8 Teile). Die Einzelteile bringen keinen signifikanten Vorteil gegenüber dem Druck des Rahmens in einem Stück. Stützmaterial ist in jedem Fall empfehlenswert.
Die nächsten Bilder zeigen die Platzierung der Bauteile auf meinem Prusa MK3S.
Die Bohrung im Lorenrahmen für die 3 mm Achse muss auf etwa 3,5 mm aufgeweitet werden. Da der Kunststoff an dieser Stelle schon recht dünn ist, habe ich diese Vergrößerung mit mehreren Bohrern (3.0, 3.2 und 3.5 mm) durchgeführt. Die Achse sollte frei laufen. Die Aussparung für die Kugellager ist vorhanden. Die 6*3*2,5 mm Kugellager können an die vorgesehene Stelle eingedrückt werden.
Als Material für die Achsen kann Messing-Rundmaterial oder Karbonstäbe mit 3 mm Durchmesser verwendet werden. In der Vergangenheit hatte ich ausschließlich Karbon verwendet. Für diesen Grubenhunt sind es Messing-Achsen. Bei der Montage habe ich einige Anläufe benötigt, bis die Radscheiben richtig auf der Achse befestigt waren. Drauf gehen sie immer, jedoch sollten die Radscheiben halbwegs „eierfrei“ auf der Achse sitzen. Nützlich war das Aufreiben der Innenseite des Radkerns auf 3.2 mm (nur ein Stück), sodass die Achse gut in den Kern eingeführt werden kann. Da der Kern etwas spreizt, sitzt die Radscheibe nach wenigen Hammerschlägen gerade auf der Achse. Und diese Konstruktion ist äußerst stabil, Kleber war nicht mehr notwendig. Die Achse hat eine Länge von 48 mm. 40 mm beträgt der Abstand der Radscheiben und in jedem Kern ist 4 mm Platz.
Die restlichen Lücken zwischen Rad und Rahmen habe ich mit 3.2 mm Unterlegscheiben aufgefüllt. 3 Stück auf jeder Seite reichten dabei.
Zum Abschluss wurden die Radabdeckungen mit Sekundenkleber aufgebracht. Die Kuppelbolzen wurden bereits mit dem Rahmen zusammen gedruckt. Bei einem Modell brach der Bolzen bei der Radmontage ab. Man kann an der Stelle ein Loch bohren und einen neuen gedruckten Kuppelbolzen einkleben.
In einem ersten Baulos entstanden drei dieser kleinen Grubenhunte. Die Mulden wurden zuerst grundiert und anschließend grau mittels Airbrush lackiert. Die Lorenrahmen wurden dagegen schwarz lackiert. Das passt zu den dunklen Radscheiben.
Für die gedruckten Räder gilt die gleiche Montageanleitung. Die 3 mm Achsen passen in die Räder. Danach werden die Abdeckkappen aufgeklebt.
Das fehlende Gewicht der Radscheiben aus Stahl kann durch eine Bleikugelfüllung in der Mulde ausgeglichen werden. In der Abbildung fehlt noch die Fixierung mit Gießharz.
Mit den Heyn-Radscheiben wiegt ein Grubenhunt 110 Gramm.
Spezial-Räder
Für Feldbahn-Enthusiasten gibt es noch ein alternatives Räderkonzept. Statt der kugelgelagerten Achse kann diese auch starr verbaut werden. Dafür erhalten die Räder Kugellager. Der Lorenrahmen wurde für diesen Zweck geringfügig modifiziert:
Die Räder gibt es in zwei Varianten. Bei der Ersten werden zwei Kugellager je Rad verbaut. Es handelt sich hierbei um Flanschlager 6*3*2,5 mm. Das Rad wird auf der Starrachse beweglich angebracht, sozusagen eine Einzelradaufhängung. Bei der zweiten Variante wird nur ein Flanschlager verbaut. Die Loren rollen mit den einzelnen Rädern auf den engen Kurven der LocoRemote-Gleise sehr gut.
Nicht ganz einfach sind bei diesen Varianten die Lager- und Achsbefestigungen. Hier muss sehr vorsichtig mit Klebstoff hantiert werden.
Galerie
Grubenhunt-Galerie
Fazit
Nach anfänglichen Befürchtungen bezüglich der Baugröße und des riesigen Platzbedarfs von 1:13 Modellbahnen herrscht jetzt eher eine Aufbruchsstimmung zu neuen Modellen. Das LocoRemote-Gleissystem mit 45 mm Spurweite und verfügbare Erweiterungen für größere Radien machen das Hobby spannend und realisierbar. Nicht zuletzt bringen die neuen Metallachsen wieder vernünftigen Fahrspaß auf die Schiene.
Der im Bild gezeigte Kippförderwagen folgt in einem weiteren Artikel zur Baugröße 1:13.
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