Feldbahngleise für 45 mm Spurweite
im Maßstab 1:13
108 22.04.2021
Inhaltsverzeichnis
Mission
Gleich zu Beginn eine erste Feststellung: Fahrzeuge im Maßstab 1:13 sind einfach riesig! Das ist keine Modellbahn mehr, sondern einfach Bahn. Im Bahnmuseum Nürnberg gibt es ein Modellarium mit vielen Fahrzeugen im Maßstab 1:10 oder größer. Diese wunderschönen Modelle passen kaum in den heimischen Hobbykeller.
Nun haben wir als Feld- und Grubenbahner großes Glück. Feldbahnen sind im Vergleich zu den Normalspurbahnen winzig. Das zeigt sich auch im Modell. Eine Diema DL6 mit 1700 mm Länge im Vorbild misst im Modell ca. 128 mm - wahrlich süß und winzig. Nun ist die Diema DL6 aber auch eine der kleinsten Lokomotiven überhaupt. Eine Ns2f als typische Feldbahnlokomotive misst bereits 3100 mm, was im Modell umgerechnet 233 mm sind. 23 cm Länge für eine Lok zuzüglich einiger Loren überschreitet schnell die Metergrenze. Eine feste Modellbahnlage ist für viele Modellbauer kaum möglich. Einige Feldbahner ziehen mit ihren Bahnen ganz ins Freie. Gartenbahnen sind bereits ab dem Maßstab 1:22,5 weit verbreitet.
Warum ich das alles erzähle? Bahnen im Maßstab 1:13 gehören in den Garten und damit ergeben sich besondere Anforderungen an die Gleise. Stabil und witterungsfest müssen sie sein.
Das Bild zeigt ein Modellgleis von Bertram Heyn. Oft verwenden Modellbahner das LGB-Gartenbahn-Gleis mit 45 mm Spurweite. Diese Schienen habe ich häufiger in Gärten - auch im Winter - gesehen. Für 1:13 sind LGB-Gleise etwa das, was H0-Gleise für die Baugröße GN15 waren.
Selbstgebaute Gleise und Weichen aus Metall sind eine hervorragende Alternative. Dabei kommt es vielleicht nicht so genau auf die Detaillierung der Schienenprofile an. Die Machbarkeit steht im Vordergrund. Vor längerer Zeit habe ich solche Gleise aus Holz (siehe Artikel Anderer Gleisbau) gebaut. Holz deshalb, weil das Biegen sehr einfach ist. In 1:13 sind die Gleise größer und Stahl muss auch erst mal geschnitten, gebogen und geschweißt werden.
Das mit dem Biegen und Zuschneiden der Metallprofile hat schon im kleinen Maßstab mit meiner Werkstattausrüstung nicht so gut funktioniert. Deshalb bleiben die Metallgleise erst einmal ein Traum.
Die nächste Fertigungstechnologie ist der 3D-Druck. Über die Jahre hinweg habe ich immer wieder Gleise für verschiedene Spurweiten und Maßstäbe gedruckt.
Hier gibt es eine wichtige Einschränkung: Die Langlebigkeit und Temperaturbeständigkeit der Kunststoffe. Momentan drucke ich fast ausschließlich PLA. Dieser Kunststoff wird bereits ab 60° Celsius weich und ist damit nicht uneingeschränkt für den Außeneinsatz geeignet. Eine starke Sonneneinstrahlung genügt bereits zur Verformung. Der Einsatzbereich ist mit -20° bis +45° definiert. Viel besser geeignet ist ABS mit einem Temperaturbereich von -35° bis 80°. Mit diesem Material konnte ich bisher noch keine Druckerfahrungen sammeln. Auch ASA-Filament ist für den Außeneinsatz gut geeignet.
Meine persönliche Modellbahnwelt findet nur im Keller oder auf dem Teppich statt. Überhaupt fahren meine Modelle nur selten, sie stehen in Vitrinen herum. Deshalb drucke ich für meine Zwecke Gleise und Weichen aus PLA.
Feldbahngleise
Feldbahngleise sind sehr einfach aufgebaut, was einen Nachbau sehr einfach macht. Bereits mit wenigen Kenntnissen können Schwellen und Profile zusammengesetzt werden. Schwieriger sind die gebogenen Gleise und noch schwieriger die Weichen. Gerade bei den Weichen habe ich bislang gern auf Konstruktion anderer Modellbahner zurückgegriffen, da meine eigenen Versuche nicht erfolgreich waren. Für die 32 mm Spurweite hat mir das OS-Railway System gut gefallen. Die Weichen - eigentlich für den Maßstab 1:45 vorgesehen - funktionieren sehr gut. Beim 3D-Druck können die Bauteile auch skaliert werden. So hatte ich aus den OS-Railway Vorlagen Grubenbahn-Gleise und -Weichen mit 22 mm Spurweite hergestellt. Das funktioniert auch für 45 mm Spurweite.
Die OS-Railway-Gleise der ersten Generation sind ähnlich einfach aufgebaut wie die oben gezeigte Stahl-Konstruktion. Die Schwellen und Schienenprofile sind durchgehend eckig. Das vereinfacht den Druckvorgang und sieht dennoch gut aus. Auch haben andere Hobbyisten das System mit den Verbindern übernommen und eigene Erweiterungen angefertigt (siehe Artikel Feldbahn 1:16).
Mittlerweile gibt es eine zweite Generation des OS-Railway Gleissystems. Diese Variante besitzt deutlich mehr Details und ist auf den Maßstab 1:45 optimiert. Auch wurde die Weichenkonstruktion überarbeitet, sodass die diese Gleise nicht mehr so gut für Feldbahnen im größeren Maßstab geeignet sind.
Auf der Suche nach Feldbahngleisen im Maßstab 1:13 bin ich auf ein anderes System gestoßen.
LocoRemote-Gleise
Ein viel mehr nach Feldbahn aussehendes Gleissystem, dessen Teile im 3D-Druck angefertigt werden können, stammt von LocoRemote. Das von Chris Rennie konstruierte System ist lizensiert unter einer CC BY-NC-SA-Lizenz und kann für den privaten Gebrauch frei verwendet werden. Auch Anpassungen sind möglich.
Die Gleisteile sind für die Baugröße 16 mm scale (auch SM32 oder sixteen millimeters 32 benannt) auf 32 mm Spurweite konstruiert. Durch Vergrößerung auf ca. 140% im Slicer vor dem Druck entstehen so Gleise mit 45 mm Spurweite.
Das wachsende System besteht aus:
- gebogenen Gleisen in 2 Radien
- gerade Gleise in verschiedenen Längen
- Gleisenden, Prellböcke
- Drehscheiben in zwei Größen
- Weiche links und rechts sowie eine Y-Weiche
- Zahnstangen-Gleis
Abmessungen 45mm-Gleis
Durch die Skalierung im Slicer entstehen unschöne Maße mit Nachkommastellen.
Die Radien der Kurven betragen ca. 250 mm und 175 mm. Die Weichen haben einen Abzweigwinkel von 45° bei einem Radius von 250 mm. Die Y-Weiche hat einen Abzweigwinkel von 30° bei 250 mm Radius.
Der größte Radius von 250 mm entspricht im Vorbild etwa 3,3 m. Was im Modell auf meinem Schreibtisch niedlich aussieht, ist in der richtigen Welt völlig realitätsfremd. Aber dennoch sich diese Gleise für kleine Feld- und Grubenbahnen hervorragend geeignet. Eine Diema DL6 mit ein paar Grubenhunten passt.
Eigentlich sind das alles keine guten Voraussetzungen für ein Gleissystem im Maßstab 1:13. Aber es gibt einige positive Aspekte:
- Für kleine Feldbahnen passt die Gleisgeometrie.
- Das Gleis ist einfach aufgebaut und lässt sich hervorragend drucken. Nichts hängt in der Luft und Stützmaterial wird nicht benötigt.
- Die Weichen funktionieren!!!
- Die einfache Konstruktion erlaubt Spielraum für eigene Erweiterungen.
Am wichtigsten sind mir die funktionierenden Weichen, da es gerade da in der Vergangenheit die meisten Probleme gab. LocoRemote als Basis eignet sich auch für bessere Feldbahngleise mit richtigen Profilen oder Rillenschwellen:
Feldbahnsinnige Erweiterungen
Alles passt perfekt bis auf die viel zu kleinen Radien. Das betrifft die gebogenen Gleisstücke sowie die Weichen. Der Mindestradius sollte schon 420 mm betragen. Das sind im Vorbild etwas 5,5 m und damit auf Grubenbahnniveau (Eine B360 fährt auf 5 m Mindestradius). Selbst das ist nicht uneingeschränkt nutzbar. Auf 600 mm Spurweite fuhren neben den kleinen niedlichen Feldbahnen auch sehr große Fahrzeuge wie die VC10, Ns3, Ns4 oder Dampfloks (siehe Artikel Weißwasser 2020).
Die Feldbahnsinnigen haben einige interessante Erweiterungen konstruiert:
- gebogenes Gleisstück Radius 420 mm
- Weiche links und rechts mit Radius 420 mm
- Bogenweiche
- Y-Weiche
Darüber hinaus gibt es OpenSCAD-Skripte zur parametrisierten Generierung gerader und gebogener Gleisstücken nach dem LocoRemote-Vorbild (nur 45 mm Spurweite).
Gleisstücken per Skript
Das Sortiment von LocoRemote umfasst bereits eine Menge an Komponenten, dennoch
sind Erweiterungen wegen des engen Radius von 250 mm sinnvoll. Wie bereits oben ausgeführt, stellt der Radius von 420 mm ein akzeptables Minimum dar. Genau um Kurvenstücke mit größeren Radien geht es hier.
Das einfach gehaltene Gleis nach dem LocoRemote-Vorbild lässt sich einfach per Skript erzeugen. Anbei zwei OpenSCAD-Skripte:
Download Skripte
- lr-tracks-openscad.zip [2.64 KB]
Der Download ist auch auf Thingiverse verfügbar. Zur Nutzung muss OpenSCAD installiert sein. Folgende Parameter werden verwendet:
- Gerades Gleis: Länge, Anzahl Schwellen
- Gebogenes Gleis: Winkel, Radius, Anzahl Schwellen
Die Anzahl der Zwischenschwellen muss selbst angegeben werden, da das Skript die Berechnung nicht vornimmt. Als Orientierung können die LocoRemote-Gleise hergenommen werden. Das gerade Gleis mit ca. 170 mm besitzt außer den Verbindern zwei Schwellen.
Weichen Radius 420 mm
Die LocoRemote-Weichen besitzen einen Abzweigradius von 250 mm, was bereits bei Feldbahnfahrzeugen der Ns2-Klasse problematisch werden kann. Sicherer ist ein Mindestradius von 420 mm.
Die 420er-Weiche im Hintergrund ist bedeutend größer als die darüber liegende LocoRemote-Weiche mit 250 mm Radius. Weil sie mit einer Länge von 260 mm den Bauraum vieler 3D-Drucker übertrifft, ist sie zweiteilig ausgeführt.
Die Verbindung der beiden Teile erfolgt über Verbinder, die auch zur Kopplung der Gleisstücken verwendet werden. Die Weichenzunge wird einfach aufgesteckt.
Die Weiche mit dem Radius von 420 mm wurde als linke und rechte Ausfertigung konstruiert.
Weichenstellhebel
Zum Stellen der Weichenzunge wird ein anderer Mechanismus als bei den LocoRemote-Weichen verwendet. Hier kommen richtige Stellhebel zum Einsatz.
Die filigranen Stellhebel bestehen aus 12 gedruckten Einzelteilen.
Die Verbindung des Stellhebels mit der Weichenzunge wird mit einer Stellstange hergestellt. Im Download liegen zwei verschiedene Längen bei, da die Stangen links und rechts unterschiedlich sind.
Download
Die linke und rechte Weiche sowie der Stellhebel für beide Weichenformen ist hier und auf Thingiverse als Download verfügbar.
Download Weichen und Stellhebel
- lr-weiche-r420.zip [92 KB]
- weichenstellhebel.zip [170.23 KB]
Fazit
Das LocoRemote 3D-druckbare Gleissystem für 45 mm Spurweite wird in
meinem Feldbahn-Keller eingesetzt. Ich habe bereits einen Vorrat an verschiedenen Gleisstücken für eine größere Ausfahrt angelegt. Durch die Erweiterungen für größere Radien wird das System praxistauglich.
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