Feldbahnen in Thüringen (2025)


154 05.08.2025


Ich fuhr Anfang Juni 2025 durch Thüringen und besuchte drei Standorte mit Feld- oder Grubenbahnen. Zwei dieser Orte hatte ich schon früher besichtigt.


Inhaltsverzeichnis

Feldbahnsammlung Schortetal

Die Feldbahnsammlung von Peter Erk im Schortetal gehört bzw. gehörte zu den beeindruckendsten Sammlungen für 600 mm Spurweite. Zwei Besuche habe ich in Artikeln dokumentiert (siehe Artikel 95: „Feldbahntreffen im Schortetal“) und (siehe Artikel 57: „Schaubergwerk „Volle Rose“ in Langewiesen“). Das internationale Feldbahntreffen im Schortetal war ein besonderes Ereignis, das vor fast sechs Jahren stattfand.

Das Gelände zu besichtigen war ernüchternd. Ich las erst später, dass die Sammlung aufgelöst oder stark reduziert wurde. Viele Exponate sehe ich vielleicht an anderen Orten wieder.

Das Titelbild dieses Artikels entstand im Schortetal, welches sich jetzt stark auf Tourismus ausrichtet. Feldbahnzüge fahren auch heute noch mit Besuchern durch das Gelände. Museale Ausstellungsstücke sind dort kaum zu finden.

Zwei Objekte weckten mein Interesse am Modellbau. Einmal war es dieser Transport-Hunt für Akkubehälter. Dazu kam ein geschlossener Transportwagen auf einem Lorengestell.

Hier noch ein paar Lost-Places-Bilder vom Gelände im Schortetal.

Lichtenhainer Waldeisenbahn

In 2019 hatte ich die Feldbahnanlage zum ersten Mal besucht (siehe Artikel 90: „Lichtenhainer Waldeisenbahn (Oktober 2019)“). In der Zwischenzeit hatte ich von der Übernahme und des teilweisen Abbaus der Anlage gehört und wollte selbst einmal schauen. Was blieb übrig geblieben und was wird in Zukunft passieren?

Ein Blick auf die Openstreetmap-Karte zeigt noch einen älteren Plan:

Geografische Karte der ehemaligen Lichtenhainer Waldbahn (Quelle: Openstreetmap)
Geografische Karte der ehemaligen Lichtenhainer Waldbahn (Quelle: Openstreetmap)

Den Bereich außerhalb des Geländes sah ich bei meinem ersten Besuch 2019 nicht. Ein verschlossenes Tor und viele Besucher waren damals ein Hindernis. Diesmal war ich allein dort, also zeige ich jetzt einige Bilder.

Die eingleisige Strecke führt durch den Wald und besitzt zwei Haltepunkte mit Ausweichmöglichkeiten. Die Gleise zeigen, dass hier schon lange kein Zug mehr fuhr.

Am mittleren Haltpunkt steht noch eine Hinweistafel zur „Waldgaststätte Falkenblick“. Dort sah es aber nicht so aus, als ob noch Gäste bewirtet werden. Entlang des Waldesrandes findet man immer wieder Gleismaterial, das für Ausbauten oder Erneuerungen gedacht ist. Schon 2019 verkehrten hier keine Feldbahn-Züge mehr im Wald.

Impressionen des Außengeländes

Das Gelände hat sich stark verändert. Man hat Teile der Gleisanlagen und die Drehscheibe entfernt. Den vorderen Bereich pflasterte man großflächig. Zwei Überseecontainer blieben dort als Lokschuppen stehen. Die restlichen Container wurden abtransportiert. Einige dieser riesigen Container entdeckte ich auf dem Gelände im Schortetal.

Das Gelände ist noch nicht bereit für seinen späteren Einsatz. Eine Tafel am Eingang zeigt schon, was kommt: Dort entsteht eine Feldbahn mit Biergarten. Die Sammlung alter Bahnen weicht damit touristischen Kleinbahnfahrten.

Hinweistafel am Eingang des Geländes.
Hinweistafel am Eingang des Geländes.

Der Biergarten steht schon. Ein frisch hergerichteter vierachsiger Güterwagen dient als Ausschank. Diesen Güterwagen habe ich schon einmal gesehen. Aber wo war das?

2016 stand der Waggon im Schortetal auf einer Wiese. Er war in einem schlechten Zustand. Seine Beschriftung zeigte, dass er von der stillgelegten polnischen Jarotschiner Kreisbahn stammt.

Es ist schade, dass die Feldbahnsammlung der Lichtenhainer Waldbahn nicht mehr da ist. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass einige Stücke, wie etwa Lokomotiven, an die Historischen Feldbahn Dresden gingen. Erfreulich ist auch, dass die Anlage nicht ganz verschwand. Besucher der Oberweißbacher Bergbahn erleben in der Zukunft dort immer noch Kleinbahnfahrten.

Besucherbergwerk Trusetal

Die dritte Station war ein Zufallstreffer. Als ich die Rückfahrt plante, suchte ich auf der Karte nach einem Pausenort. Dabei entdeckte ich das Besucherbergwerk Trusetal in Botterode-Trusetal.

Den Besuch der Grube Hühn fand ich sehr angenehm, weil die erste Führung an diesem regnerischen Junitag nur drei Besucher hatte.

Im Thüringer Wald baute man zu DDR-Zeiten Fluss- und Schwerspat in verschiedenen Bergbaurevieren ab. Nach dem Ende der DDR stellte man diesen Bergbau im Jahr 1990 ein. Nur die Grube Hühn blieb als Besucherbergwerk bestehen.

Kartenausschnitte mit Gleisanlagen Grube Hühn (Quelle: Openstreetmap)
Kartenausschnitte mit Gleisanlagen Grube Hühn (Quelle: Openstreetmap)

Die Karte zeigt die Gleisanlagen, die noch existieren. Spat, den man abgebaut hatte, fuhr man mit der Grubenbahn heraus und lud ihn in den Spatbunker. Lastwagen transportierten ihn dann weiter.

Die Strecke zur Grube hat zwei Gleise, denn man nutzte den oberen Bereich, um Züge zusammenzustellen. Man brachte die Grubenhunte mit einem Aufzug in die tieferen Sohlen. Das Freigelände ist heute ein Ausstellungsort für Exponate - es ist auch ein Haltepunkt für die Besucherbahn.

Außengelände

Das Besucherbergwerk besitzt ein großes Mundloch mit Gleisen. Dort fahren die Besucherzüge hinein. Wer den Rundgang mit Führung beendet hat, verlässt das Bergwerk zu Fuß durch das kleine Mundloch.

Den Transport der Besucher übernimmt ein 3-teiliger Zug, der von einer EL 9 gezogen wird.

Im Außenbereich gibt es verschiedene Ausstellungsstücke zu sehen. Der Granbywagen ist besonders interessant.

Dieser selbstentladende Förderwagen hat ein größeres Volumen als die kleinere Kipphunte - ich schätze es auf zwei Kubikmeter. Man entwickelte diesen Wagentyp 1907 in Nordamerika. Mitte der 50er Jahre nutzte man ihn auch im mitteldeutschen Erzbergbau.

Zwei Grubenloks vom Typ B660 gehören zur Sammlung. Eine dieser Loks steht direkt am Eingang des Besucherbergwerks, teilweise überdacht. Deutliche Spuren zeigen, wie die Zeit an ihr nagte. Die Lok war wohl ursprünglich orange lackiert.

Auf der großen Freifläche steht die zweite B660 mit einigen Loren. Diesen Loktyp setzte man erst ab den 1980er Jahren ein, weshalb die Grubenloks noch jung sind.

Im Bergwerk

Einblicke ins Besucherbergwerk

Im Bergwerk befindet sich eine Ladestation für Akkus von Grubenloks. Grubenloks wie die B660 oder EL9 fuhren dorthin, die Akkukästen wurden auf die Gestelle gerollt und an Ladegeräte angeschlossen. Die Ladegeräte sind an diesem Ort nicht mehr vorhanden. Man erkennt aber noch gut die Absaugeinrichtungen, die Dämpfe beim Laden der Bleiakkus aufnahmen.

Schlusswort

Die Reise nach Thüringen war sehr interessant und bot viele Erlebnisse. Es war mein letzter Besuch im Schortetal und in Lichtenhain. Der museale Charakter der Orte ist verloren gegangen. Der Niedergang historischer Eisenbahnen spiegelt sich darin wider. Hoffentlich kümmern sich auch künftig Enthusiasten um den Erhalt dieser Bahnen.

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