Hudson Rugga Tipper

im Maßstab 1:13


150 19.05.2024


Nach vielen deutschen Feldbahnmodellen nun Loren von den britischen Inseln. Diese Bausatz-Besprechung stellt die Konstruktion von Terry Timms vor und zeigt zwei daraus entstandene Modelle.


Inhaltsverzeichnis

Mission

Hier auf meinen Seiten habe ich bislang noch nicht viel über Feldbahn-Modelle anderer Länder geschrieben. Erste Beiträge dazu waren die Akkulok B.E.V. W217 (siehe Artikel 133: „Akkulok B.E.V. W217“) und ein Decauville-Muldenkipper(siehe Artikel 124: „Decauville Muldenkipper“).

Heute stelle ich englische Hudson-Loren vor. Die Robert Hudson Ltd. fertigte ab 1865 Feldbahn-Fahrzeuge und Zubehör (Schienen, Weichen etc.). Zum Produktionsprogramm gehörten u.a. Muldenkipper und Flachwagen für Feldbahnen und natürlich auch Gruben-Förderwagen. In den 1930er Jahren wurde der Typ Rugga eingeführt, der die früheren Victory-Kipper ablöste.

Diese Muldenkipper (genauer: Hudson Rugga tipper wagon) wurden vorrangig für die Spurweiten um 600 mm gebaut (In England eher 610 mm = 2 ft). Sie konnten in verschiedenen Größen von 0,38 m³ bis 1,5 m³ Fassungsvermögen bestellt werden. Das hier vorgestellte Modell hat eine Muldengröße von 0,75 m³.

Modellbau

Beim Namen Hudson Tipper Wagon denke ich immer zuerst an Peter Binnie. Die Bausätze in der Größe 16mm scale (Maßstab ca. 1:19) bestehen aus wenigen Teilen und sind einfach zu montieren. Leider ist der Maßstab zu klein.

Jetzt habe ich eine bessere und maßstabsrichtige Variante gefunden. Terry Timms hat einige Modelle konstruiert und sie sind zum freien Download verfügbar (siehe: Grabcad). Die Konstruktionen sind hervorragend, ich liebe sie sehr. Es sind nicht nur die STL-Dateien für den Druck vorhanden, sondern auch die Fusion-Konstruktionsdateien. So konnte ich problemlos an einigen Bauteilen Veränderungen vornehmen.

Ich habe den Hudson Rugga Tipper Wagon und einen Flachwagen auf Basis eine Rugga-Chassis gebaut.

Chassis

Teile des Chassis der Hudson-Loren
Teile des Chassis der Hudson-Loren

Das Chassis besteht aus zwei Rahmenteilen (Unter- und Oberschale), 4 Achslagern, 2 Kupplungen sowie 2 Radsätzen mit 20 mm Scheibenrädern. Gut ist, dass die Achslager an den Ramen geschraubt werden können und somit die Montage nach der Lackierung vereinfacht wird. Ich verwende dazu Schrauben M1,6. Muttern möchte ich nicht nutzen, da die Platzierung wegen der beengten Platzverhältnisse schwierig ist. Stattdessen habe ich den Rahmen im Bereich der Verschraubung verstärkt. Die Schrauben der Achslager schneiden sich in das Filament. Alle Bauteile habe ich mit 0,15 mm Schichthöhe (0,4 mm Düse) gedruckt.

Die Achslager sind für die Aufnahme von Buchsen konstruiert - eine durchaus interessante Lösung. Die Buchsen können separat in einem anderen Material gedruckt werden. Da ich ein Fan von Kugellagern bin, habe ich noch eine geänderte Variante der Achslager für Kugellager 6x3x2,5 mm erstellt.

Download geänderte Bauteile

Die Idee mit den Buchsen zur Achshalterung hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen, sodass der Flachwagen gedruckte Buchsen aus PETG erhalten hat. Ich denke, dass die Idee gut ist. Ich würde jedoch Metallbuchsen oder Gleitlager bevorzugen. Vielleicht versuche ich diese Bauart bei einem der nächsten Fahrzeuge.

Zur Montage des Chassis werden die beiden Rahmenhälften zusammen mit den Kupplungen verklebt. Die Achslager mit den eingesetzten Radsätzen werden an den Rahmen geschraubt.

Für die Radsätze habe ich die 20 mm Radscheiben (Laufkranzdurchmesser) gedruckt und diese auf 62 mm lange Messingachsen (3 mm Durchmesser) gezogen. Zum Einstellen der korrekten Spurweite nutze ich eine entsprechende Lehre. Für eine leichte Montage bohre ich die mittigen Löcher der Radscheiben auf genau 3 mm auf. Mit einem kleinen Hammer lässt sich die Achse durch die Radscheibe treiben. Das Ergebnis ist ein „eierfreier“ Radsatz. Mittlerweile kommt es öfter vor, dass die Messing-Achsen nicht in die Kugellager passen. Hier hilft ein Nachschleifen im Bohrständer.

Radsatzmontage mit Spurlehre.
Radsatzmontage mit Spurlehre.

Die Radscheiben mit 20 mm Laufkranz-Durchmesser (Vorbild ca. 270 mm) sind etwas kleiner als die sonst von mir verbauten Radscheiben mit 22 mm für Grubenhunte und 26 mm für DIN-Loren. Die Breite des Lorenrahmens ist so bemessen, dass auf jeder Achsseite 2 Unterlegscheiben mit 0,5 mm Dicke und 3,2 mm Durchmesser und das Flanschkugellager MF63zz passt.

Der Lorenrahmen gestattet zwei verschiedene Achsabstände 43 mm und 52 mm. Ich habe mich in beiden Fällen für den kleineren Abstand entschieden. Das passt auch zu meinen DIN-Loren.

Als Kuppeldorne habe ich 20 mm lange 1,5 mm Messing-Drähte gebogen und eingeklebt. Vielleicht nicht die eleganteste Lösung, etwas Besseres ist mir gerade nicht eingefallen.

Kuppeldorne und -Ketten zur Verbindung der Loren.
Kuppeldorne und -Ketten zur Verbindung der Loren.

Muldenkipper

Der Muldenkipper-Aufbau auf dem Chassis besteht aus der Mulde und einigen wenigen Anbauteilen. Die Kippmulde lässt sich in einem Stück drucken. An die beiden Seiten werden Halter aufgeklebt.

Kippmulde mit Haltern für den Hudson Tipper Wagon.
Kippmulde mit Haltern für den Hudson Tipper Wagon.

Die Muldenböcke bestehen aus zwei Teilen. Der obere Balken wird aufgeklebt. An mehreren Bauteilen sind Bohrungen zur Positionierung vorhanden. Dort habe ich 1,4 mm Nieten eingeklebt. Auch der Stift oben auf dem Muldenbock ist so eine Niete. Interessant ist der Stop-Mechanismus, der die Mulde vor dem Kippen schützt. Dazu wird an der Unterseite der Kippmulde ein Stopper aufgeklebt. Auch hier sind wieder Bohrungen zur exakten Positionierung vorhanden. Die eigentliche Verriegelung wird mit zwei Hebeln hergestellt, die beweglich gelagert sind. Zum Kippen der Mulde wird der Hebel auf einer Seite nach oben geschoben. Diese Verriegelung wird nur an einer Seite des Muldenkippers angebracht.

Zusatzgewichte

Die Loren sind sehr leicht. Der Flachwagen wiegt nur 53g. Unter dem Wagen ist tatsächlich ausreichend Platz für selbstklebende Gewichte. Vier Stück mit zusammen 40 g habe ich montiert, sodass der Wagen auf ein Gesamtgewicht von 93 g kommt. Der Muldenkipper bringt 76 g auf die Waage und erhielt 4 Zusatzgewichte à 5 g, was zu einem Gesamtgewicht von 97 g führt. Im Bedarfsfall kann noch etwas Gewicht in die Mulde gepackt werden.

Flachwagen mit Zusatzgewichten.
Flachwagen mit Zusatzgewichten.
Muldenkipper mit Zusatzgewichten.
Muldenkipper mit Zusatzgewichten.

Erweiterungen

Als netten Umbau der Flachlore zu einem Wasserwagen nutze ich ein Fass im Maßstab 1:10 von Thingiverse. Dazu hier zum Download einen passenden Fass-Halter, der exakt auf die Flachlore passt.

Download Bauteil

Lackierung und Alterung

Die Fahrgestelle habe ich mit Airbrush schwarz lackiert und später etwas mit Rostfarbe trockengemalt. Die Plattform des Flachwagens erhielt eine Farbgebung aus dem Vallejo-Farbenset Old & New Wood Effects. Mit diesem Farbset habe ich bereits mehrere Fahrzeuge behandelt. Das Ergebnis auf gedruckten Bauteilen eher mäßig. Auf Echtholz sehen die Farben viel realistischer aus.

Plattform des Flachwagens in Holzoptik.
Plattform des Flachwagens in Holzoptik.

Für die Mulde habe ich die „Haarspray-Methode“ ausprobiert, da ich mit dem Vallejo chipping medium bisher nicht so erfolgreich war. Auf die rotbraune Grundierung habe ich Haarspray und dann eine graue Farbe aufgetragen. Das Abtragen der Farbe bis zum Durchscheinen der rostigen Grundfarbe klappte gut. Nach einer Schicht Klarlack habe ich noch Puderfarben aufgetragen. Das war wohl keine so gute Idee, denn die Färbung war einfach zu stark. Ein Washing sollte die Farbtöne etwas abschwächen und nun sieht die Kippmulde ziemlich ramponiert aus. Na ja, die nächste Lore kommt bestimmt.

Galerie

Fertige Wagen auf Basis des Hudson Rugga Chassis.

Die nächsten zwei Bilder zeigen einen Vergleich des Hudson Rugga Tippers mit dem DIN-Muldenkipper (siehe Artikel 137: „Feldbahn-Muldenkipper“). Die Abmessungen sind ähnlich, der DIN-Muldenkipper fährt auf größeren 26 mm Rädern (Vorbild 350 mm).

Fazit

Das Fahrgestell misst 145 x 64 mm (Länge x Breite). Als Flachwagen erhöht sich die Breite auf 75 mm. Der Muldenkipper ist 122 mm breit und 85 mm hoch. Der hier gezeigte Aufbau auf dem Flachwagen ist nur eine Variante und kann durch andere Aufbauten ersetzt werden oder weggelassen werden.

Der Hudson Rugga Lorenrahmen ist einfach zu bauen und sieht gut aus. Im Vergleich zum DIN-Lorenrahmen sieht die Konstruktion einfacher aus und bietet im Bereich der Achslagerbefestigung einige Vorteile. Am Muldenkipper finde ich die Kippverriegelung sehr gelungen. Alle Bauteile der Loren sind einfach ohne großartige Berücksichtigung von Stützstrukturen druckbar.

Die Lösung mit den Achsen, die in Kugellagern laufen, gefällt mir deutlich besser als die gedruckten Buchsen.

Am interessantesten sind für mich die Fusion-Konstruktionsdateien von Terry Timms. Sie enthalten viele Details zu den Bauteilen und Fragen „Wie hat er das jetzt konstruiert?“ lassen sich gut beantworten. Das betrifft diese Hudson-Loren und natürlich auch die von ihm vorgestellten Feldbahnlokomotiven. Man lernt auf jeden Fall etwas über das Konstruieren.

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